Wonfurt. Am 18. Mai feiert der Gesangverein Eintracht Wonfurt ein ganz besonderes Jubiläum:
Seit nunmehr 125 Jahren prägt der Verein das kulturelle Leben der Gemeinde – und begeht dieses Ereignis mit einem Festkonzert unter dem Motto „Blue Moon“. Der Schlosshof von Wonfurt bildet die stimmungsvolle Kulisse für einen Nachmittag voller Musik, Geschichte und Gemeinschaft.
Das Programm beginnt um 15 Uhr mit dem Kinderchor unter Leitung von Waltraud Hellwig, der das Musical „Kunterbunt“ auf die Bühne bringt. Im Anschluss daran übernimmt der Hauptchor „Viva Wonfurt“ unter Leitung von Tobias Winter das musikalische Zepter. Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei, für das leibliche Wohl der Gäste ist gesorgt. Die Familie von Bismarck stellt für das Jubiläum freundlicherweise den Innenhof ihres Schlosses zur Verfügung – ein Geste, die ebenso zur Feierlichkeit des Anlasses beiträgt wie die Musik selbst.
Mit der Gründung im Jahr 1900 begann die beeindruckende Geschichte des Vereins, damals noch ausschließlich als Männerchor mit klar formulierten Zielen: Pflege des deutschen Gesangs, gegenseitige Förderung, Bildung und Geselligkeit. Die erste handgeschriebene Mitgliederliste umfasst 45 Namen, unter ihnen der erste Dirigent Michael Hertinger.
Die bewegte Geschichte des Vereins spiegelt sich in den erhaltenen Chroniken wider. Zwei Weltkriege hinterließen tiefe Spuren, unterbrachen das Vereinsleben zeitweise – aber nie dauerhaft. Bereits drei Jahre nach Ende der beiden Weltkriege nahm der Chor seine Tätigkeit wieder auf. Besonders bemerkenswert: Ein erhaltenes Schreiben aus dem Jahr 1933 dokumentiert den Druck der NS-Zeit auf die Vereinskultur – ein düsteres Kapitel, das sich in der Wonfurter Chronik deutlich abzeichnet.
Mit der Nachkriegszeit beginnt ein neues Kapitel. 1950 tauchen erstmals Frauennamen in den Mitgliederlisten auf – zunächst als passive Mitglieder. In den 1960er Jahren jedoch nehmen Frauen zunehmend aktiv am Chorleben teil. Der Zusammenschluss von Männer- und Frauenchor wird 1971 offiziell dokumentiert und ist heute aus dem Vereinsbild nicht mehr wegzudenken. Frauen sind heute in großer Zahl sowohl im Chor als auch im Vorstand aktiv.
Herausfordernde Zeiten wie interne Unstimmigkeiten in den 1990er Jahren brachten den Verein nicht zu Fall. Im Gegenteil: Mit der Chorleiterin Waltraud Hellwig, die 1999 das Dirigat übernahm, begann ein neuer Aufschwung. Sie gründete den Kinderchor und später einen Projektchor, aus dem sich der heutige Hauptchor „Viva Wonfurt“ entwickelte – ein Chor, der Generationen verbindet und mit einem modernen Repertoire neue Sängerinnen und Sänger begeistert.
Nicht zuletzt durch kreative Konzertformate, das Backhäuslefest und die Wiederbelebung des Adventskonzertes konnte der Verein seine Bedeutung für das kulturelle Miteinander in Wonfurt festigen. Selbst die Corona-Pandemie konnte diesen Geist nicht brechen – mit Onlineproben wurde der Kontakt gehalten und das musikalische Erbe bewahrt.
Heute, 125 Jahre nach der Gründung, ist der Gesangverein Eintracht Wonfurt lebendiger denn je. Die Grundsätze aus dem Gründungsjahr – Bildung, Geselligkeit, gemeinsamer Fortschritt – haben nichts an Aktualität verloren. Sie leben fort in einem Verein, der Tradition und Wandel miteinander verbindet und nun stolz auf ein Jubiläum blickt, das mit „Blue Moon“ nicht nur ein Konzert, sondern ein Fest der Gemeinschaft wird.
Bild: Privat