Allgemein Ebelsbach

66 Kinder und Personal entgehen knapp einer Katastrophe

12. Januar 2024

Ebelsbach. Beim Austritt von Kohlenmonoxid (CO) im Cartitas-Kindergarten „St. Magdalena“ Ebelsbach sind am Dienstag, dem 9. Januar, zwei Kinder und vier Betreuerinnen verletzt worden. Sie kamen nach Erstversorgung durch eine Notärztin und den Rettungsdienst in Kliniken.

Dass das Unglück nicht weitaus dramatischere Folgen für die Gesundheit der im Gebäude befindlichen Personen hatte, ist dem schnellen und besonnenen Handeln des Kindergartenpersonals zu verdanken, das alle richtigen Schritte eingeleitet hatte. Die in dem Gebäude gemessenen Kohlenmonoxid-Werte hätten durchaus Potential für schwere oder gar tödliche Verletzungen haben können.

Um die Mittagszeit hatten zwei Erzieherinnen, die sich im Keller des Kindergartens befunden hatten, plötzlich über Übelkeit, Schwindel und Unwohlsein geklagt, wie Einrichtungsleiterin Nicole Bieber bestätigte. Anstatt dies auf die leichte Schulter zu nehmen, handelte das Personal besonnen und verständigte die Feuerwehr Ebelsbach. Schon beim Betreten des Gebäudes schlug deren CO-Warngerät an und zeigte einen Wert um die 200 ppm, was bereits ein Vielfaches von normaler Umgebungsluft ist. Anschließende Messungen im Keller des Kindergartens ergaben gar Werte von 1300 ppm. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Kindergartenpersonal bereits Fenster im Gebäude geöffnet und insgesamt 66 Mädchen und Jungen ins Freie evakuiert.

Bereits nach wenigen Minuten trafen die Feuerwehren aus Ebelsbach und Eltmann mit einem Großaufgebot von Fahrzeugen und Einsatzkräften am Kindergarten ein. Die ersten Maßnahmen erstreckten sich auf eine Erkundung und die weitere Gefahrenabwehr. So wurde das Gebäude belüftet und ständig die Entwicklung der Gefahrstoffwerte in der Luft gemessen. Durch die effektiven Belüftungsmaßnahmen gingen die CO-Werte rasch zurück. Atemschutzträger waren in den Keller vorgedrungen, um nach einer möglichen Ursache für die hohe Kohlenmonoxid-Belastung in der Luft zu suchen.

Bis zum Ende des Einsatzes, der bis zirka 15:00 Uhr dauerte, war die exakte Ursache für das Ereignis noch nicht geklärt. Fest steht aber, dass entgegen erster Vermutungen, kein Erdgas ausgetreten ist. „Dafür gibt es keine Anhaltspunkte“, sagte Feuerwehr-Einsatzleiter Sascha Schöpplein auf Anfrage. Sowohl Messungen der Feuerwehr als auch kurz darauf die von einem Mitarbeiter des Bayernwerks hatten keine Erdgas-Werte in der Luft ergeben.
Die Vermutung liegt nahe, dass die Ursache aller Wahrscheinlichkeit nach im Bereich der Heizanlage zu suchen ist. Am Nachmittag kam auch ein Kaminkehrer an den Einsatzort, um den Kamin und die Heizungsanlage zu überprüfen. Nach den Lüftungsmaßnahmen der Feuerwehr konnten gegen 14:00 Uhr keine erhöhten CO-Werte mehr in der Luft gemessen werden.

Während die Feuerwehr mit ihrer Arbeit am Caritas-Kindergarten zugange war, wurden die Mädchen und Jungen in die nur knapp 300 Meter entfernte kleine Turnhalle der Grund- und Mittelschule gebracht. In der Turnhalle konnten die Kinder erstmal zur Ruhe kommen und sich aufwärmen. Allesamt mussten allerdings eine zeitlang noch vor Ort verweilen, bis sie nach Hause entlassen werden konnten. Denn alle Kinder und Betreuerinnen wurden vom Rettungsdienst registriert und von einer Haßfurter Notärztin ärztlich untersucht, um Gefahren für deren Gesundheit nach möglichem Kontakt mit dem Kohlenmonoxid auszuschließen.

Am Dienstagmittag befanden sich nach Angaben von Einrichtungsleiterin Nicole Bieber 66 Mädchen und Jungen sowie 15 Angestellte in dem Gebäude. Insgesamt besuchen zu Spitzenzeiten 85 bis 95 Kinder die Einrichtung.

Nach dem ersten Schreck hatten sich alle in der Folge augenscheinlich recht schnell vom Eindruck des Geschehens erholt. Dass die Evakuierung so schnell und reibungslos geklappt hat, dürfte auch daran liegen, dass in dem katholischen Kindergarten erst im November 2023 im Rahmen einer Brandschutzübung eine Evakuierung geprobt worden war.

Bei insgesamt sechs Betroffenen, vier Betreuerinnen sowie zwei Kindern wurden erhöhte CO-Werte festgestellt, weshalb sie zur weiteren Untersuchung und Überwachung der Vitalfunktionen zunächst ins Krankenhaus Haßfurt eingeliefert wurden.

Weshalb es zu dem Kohlenmonoxid-Austritt gekommen ist, ermittelt nun die Polizei. Die beim Eintreffen der Feuerwehr im Erdgeschoss (200 ppm) und im Keller (1300 ppm) gemessenen Werte an Kohlenmonoxid hätten bei einer längeren Einatmung durchaus gravierende gesundheitliche Schäden zur Folge haben können, im schlimmsten Fall sogar den Tod.

Insofern ist es dem schnellen und vorbildlichen Handeln des Kindergartenpersonals zu verdanken, dass es bei dem Vorfall zu keinen schwerwiegenderen Folgen für Kinder und Personal gekommen ist. Die Einsatzkräfte von Rettungsdienst und Feuerwehr attestierten dem Personal vorbildliches Handeln.

Im Bild: Mit schwerem Atemschutz drangen Feuerwehrleute ins Innere des Kindergartens ein, um nach der möglichen Schadensursache Ausschau zu halten und weitere Gefahren einzudämmen. Foto: Michael Will / BRK

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