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Kommunalpolitiker auf dem Spielfeld: „Das hat nicht mal Jupp Heynckes erreicht“

31. Oktober 2018

Thomas Wagenhäuser hat als Fußballer schon einiges erlebt. Der Kreisrat und Spielertrainer des TSV Aidhausen spricht exklusiv im Interview mit anpfiff.info über seinen Heimatverein, den Reiz von Relegationen und sein schlimmstes Fußballerlebnis.

Als Aufsteiger scheint sich der TSV Aidhausen schon ganz gut in der Kreisliga 2 eingelebt zu haben. Nach zwölf Spieltagen stehen 14 Punkte auf dem Konto und somit springt aktuell Platz elf dabei heraus. Der Spielertrainer Thomas Wagenhäuser zeigt sich im Interview mit anpfiff.info mit der Leistung seiner Mannschaft zufrieden, sieht aber auch noch Luft nach oben.

Herr Wagenhäuser, wo sehen Sie noch Verbesserungsbedarf und was läuft bisher schon richtig gut?
Thomas Wagenhäuser: In der Offensive läuft es schon relativ gut. Wir haben bisher in jedem Saisonspiel ein Tor geschossen, sogar gegen die beiden Bezirksligisten Dampfach und Krum im Toto-Pokal. Trotzdem kann die Chancenverwertung noch besser werden. Verbesserungsbedarf haben einige Spieler, gerade was die Trainingsbeteiligung und das Arbeiten gegen den Ball in der Rückwärtsbewegung angeht. Wenn wir dann noch in der Defensive kleine individuelle Fehler abstellen, sind wir auf einem guten Weg.

Was hat Sie in der bisherigen Spielzeit am meisten überrascht?
Thomas Wagenhäuser: Der gute Zustand unseres Hauptfeldes. An dieser Stelle muss man einmal ein großes Lob an unsere Vorstandschaft und das Platzwartteam machen.

Wie sehr ärgert Sie das Unentschieden im Derby gegen den SV Hofheim?
Thomas Wagenhäuser: Ärgerlich war das eigentlich überhaupt nicht. Hofheim hat an diesem Tag ein Klasse-Spiel gemacht und wir erst in der 85. Minute den Ausgleich.

Wo soll es in dieser Saison mit dem TSV Aidhausen hingehen?
Thomas Wagenhäuser: Wir wollen auf jeden Fall möglichst schnell den Klassenerhalt sichern.

Könnten Sie bitte ihre Stationen als Spieler und Trainer beschreiben?
Thomas Wagenhäuser: Meine Jugend habe ich bis zum 16. Lebensjahr beim TSV Aidhausen verbracht. In meinem letzten Jahr feierte ich dort mit der damaligen A-Jugend die Meisterschaft, ehe ich für drei Jahre beim FC Haßfurt in der Bayernligajugend spielte. Anschließend wechselte ich wieder zurück zum TSV Aidhausen und durfte das letzte Landesligajahr miterleben. Im darauffolgenden Jahr wurde dann die erste Mannschaft in Aidhausen abgemeldet und es ging in der Kreisliga weiter. 2011 wechselte ich für fünf Jahre zum TSV Forst in die Bezirksliga, wo ich über die Jahre einen Relegationswahnsinn von über zehn Relegationsspielen mit einem Ab- und einem Aufstieg durchlebte. 2016 wechselte ich dann wieder zurück zum TSV Aidhausen und unterstützte Gerald Stühler und Peter Röhner als weiterer Co-Trainer. Seit 2017 leite ich zusammen mit Johannes Hauck das Training.

Wie viel Spaß bereiten denn so viele Relegationsspiele mit dem TSV Forst?
Thomas Wagenhäuser: Die Spiele gegen den Abstieg mit Forst kosteten schon sehr viel Nerven (lacht). Relegation ist immer etwas Besonderes.

Was war Ihr schlimmstes Fußballerlebnis?
Thomas Wagenhäuser: Die Abmeldung der ersten Mannschaft des TSV Aidhausen aus der Landesliga beziehungsweise Bezirksoberliga. In der Landesligamannschaft spielten viele auswärtige Spieler, die nach dem Abstieg alle weggegangen sind. Daraufhin hatten wir keine konkurrenzfähige Bezirksoberliga-Mannschaft mehr. Die zweite Mannschaft war zu diesem Zeitpunkt in die Kreisliga aufgestiegen und wurde damit die erste Mannschaft.

Was war das Schönste?
Thomas Wagenhäuser: Der Aufstieg als Spielertrainer in der vorherigen Spielzeit. Das hat nicht mal Jupp Heynckes erreicht (lacht).

So bejubelte der TSV Aidhausen im Sommer den Aufstieg. Foto: anpfiff.info/Felix Schwarz

Beschreiben Sie bitte kurz was das für Sie und Ihre Jungs bedeutete.
Thomas Wagenhäuser: Auch wenn wir vor der Saison als Aufstiegsfavorit gehandelt wurden, war das primär nicht unser Ziel. Hannes Hauck und ich haben vor der Saison einige Umstellungen im System und der Mannschaft vorgenommen, die die Jungs aber trotz wahnsinnigen Verletzungsproblemen als Team richtig gut umgesetzt haben. Der Zusammenhalt, der über die letzten Jahre hinweg gewachsen ist, ist auch unser riesiger Bonus, der natürlich mit dem Aufstieg und anschließenden Feierlichkeiten über Tage hinweg noch gefestigt wurde (lacht).

Aus der Relegation gegen den TV Haßfurt ging der TSV als Sieger hervor. Beim entscheidenden Match in Hofheim hatte man das Gefühl, als würde halb Aidhausen mitfiebern. Wie wird der Fußball in Aidhausen zelebriert?
Thomas Wagenhäuser: Aidhausen ist sicherlich durch den früheren Erfolg unter Wolfgang Hau, als es bis in die Landesliga ging, sehr fußballgeprägt. Durch den Aufstieg mit Gerald Stühler in die Kreisklasse hat man auch schon gemerkt, dass es wieder Fans aus früheren Zeiten an den Sportplatz zieht, die man die Jahre zuvor nicht mehr so oft gesehen hatte. Mittlerweile kommen regelmäßig Zuschauer, von denen ich selbst nicht gedacht habe, dass sie sich dafür interessieren.

Was macht Fußball für Sie besonders?
Thomas Wagenhäuser: Fußball macht mir einfach Spaß. Ich lebe den Fußball. Der Teamgeist wird bei dieser Sportart vermutlich am meisten gelebt. Zudem ist es ein guter Ausgleich zu meinem Beruf.

Sie sind auch Kreisrat im Landkreis Haßberge. Wie schwer ist die Doppelbelastung als Kreisrat und Spielertrainer?
Thomas Wagenhäuser: Der Terminkalender ist schon sehr ausgebucht und gut abgestimmt. Zudem bin ich ja noch Ortsvorsitzender der CSU Aidhausen-Kerbfeld-Nassach, Kreisvorsitzender der Arbeitnehmer-Union und stellvertretender Kreisvorsitzender des Kreisjugendrings Haßberge.

Vielen Dank für das Gespräch!

Spielertrainer und Kreisrat: Thomas Wagenhäuser. Foto: anpfiff.info/Archiv

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