Allgemein Haßfurt

Reine Luft für alle Klassenzimmer

30. Oktober 2020

Haßfurt. Die SPD-Kreistagsfraktion fordert die Anschaffung von Luftfilteranlagen für die Klassenzimmer der Schulen, für die der Kreis die Sachaufwandsträgerschaft hat. Einen entsprechenden Antrag stellte Jürgen Hennemann, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion unmittelbar vor der Sitzung des Kreistags am Montag.

Eile ist geboten. Daran lässt Hennemann in seinem an Landrat Wilhelm Schneider gerichteten Schreiben keine Zweifel. „In unseren Schulen gibt es sicher einige Räume, die nicht ausreichend gelüftet werden können“, heißt es dort. Zudem sei es kaum machbar, die Schülerinnen und Schüler in den kommenden Wochen und Monaten bei geöffneten Fenstern immer wieder in der Kälte sitzen zu lassen. „Der Winter steht vor der Tür und unsere Kinder sollen nicht bei Minustemperaturen unterrichtet werden.“ Luftfilteranlagen, die die Raumluft umwälzen und reinigen seien definitiv die bessere Lösung.

Vor allem sind sie offenbar eine, die den Kreis nichts kosten würde. Die bayerische Staatsregierung hat nämlich auf Betreiben der SPD-Landtagsfraktion am 1. Oktober angekündigt, 37 Millionen Euro für die Anschaffung von mobilen Luftreinigungsgeräte mit Filterfunktion sowie CO2-Sensoren an Schulen bereitzustellen. Ein entsprechendes Programm sei bereits aufgelegt und die Richtlinien an den Schulen verteilt worden. Jetzt gelte es, die Gelder aus München auch so zeitnah wie möglich abzurufen. Gefördert werden mobile Luftreinigungsgeräte mit bis zu 100 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben, begrenzt auf höchstens 3500 Euro je Raum. Das Programm läuft bis 31. Dezember dieses Jahres.

Auch deswegen sei Eile geboten. „Die Lieferfristen für die Luftfilteranlagen betragen regelmäßig mehrere Wochen“, macht der SPD-Fraktionsvorsitzende klar und bittet um schnelle Abstimmung einer einheitlichen Verfahrensweise zur Anschaffung von CO2-Sensoren und mobilen Luftreinigungsgeräten. Es sei notwendig, dass sich Kreis und Schulträger grundsätzlich abstimmen. „Wir brauchen eine einheitliche Vorgehensweise und wollen ein Ausspielen verhindern“, schreibt der Eberner Bürgermeister.

Möglicherweise müsse man für die Beschaffung der Anlagen auch gar nicht in die Ferne blicken. Es gibt Hersteller im Kreis. Beispielsweise in Ebern. Die Firma Komerci in der Alten Kaserne bietet entsprechende Anlagen an. Die Geräte erfüllen den geforderten Standard „Hepa-Filter der Klasse H 13“ und werden gefördert. Laut Hersteller-Beschreibung verbessert ein solcher Luftreiniger die Raumluft mit sechs Systemen: Grundfilterung durch Vorfilter, Hepa-Filter, Aktivkohlefilter, zuschaltbare Ionisierung, Fotokatalyse und UV-Licht. „Die Nachfrage nach den Geräten ist allerdings groß“, stellt Jürgen Hennemann fest. „Aktuell sind keine Geräte mehr verfügbar, die nächste Lieferung erfolgt erst wieder im Dezember.“

Davon, dass die Geräte frierende Schülerinnen und Schüler verhindern könnten, ist der SPD-Kreisrat überzeugt. Prof. Christian Kähler von der Universität der Bundeswehr München habe die Tauglichkeit portabler Luftfilteranlagen im Kampf gegen das Corona-Virus untersucht. Das Ergebnis sei beeindruckend: Das Gerät schaffe es in wenigen Minuten, die Luft eines klassenraumgroßen Labors zu reinigen – das entspreche 3500 Kubikmeter Raumluft in einer Stunde. In den Schwebestoff-Filtern, den sogenannten Hepa-Filtern der Klasse 14, würden zu 99,99 Prozent Viren und Bakterienhängen bleiben. Zusätzlich erhitze die Anlage den Filter auf etwa 100 Grad, um die gesundheitsgefährdenden Erreger abzutöten. Sechs- bis achtmal pro Tag könne die Luft eines Klassenraums auf diese Weise komplett gereinigt werden. Damit würden durch Aerosole verursachte Infektionen weitestgehend verhindert werden.

„Kinder und Jugendliche leiden besonders unter den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie“, findet Jürgen Hennemann. „Erneute Schulschließungen müssen unbedingt vermieden werden, damit sich soziale Ungleichheiten nicht weiter vertiefen.“ Eine Ausstattung der Klassenzimmer mit Luftfilteranlagen können dabei einen wichtigen Beitrag leisten, um das Ziel, auch im Winter den Präsenzunterricht sicherstellen zu können, zu erreichen.

 

Bild: Schüler*innen leiden unter den Einschränkungen besonders. Luftreiniger sollen nun Abhilfe schaffen. Foto: Oksana Kuzmina – stock.adobe.com

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