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Gastronomie während der Corona-Pandemie

26. Februar 2021

Die Corona-Krise zieht sich weiterhin durch sämtliche Bereiche des Lebens. Vor allem die Gastronomiebranche wurde sehr hart getroffen. Laut einer Schätzung des Bundesamtes für Statistik hat das Gastgewerbe im Jahr 2020 rund 38 Prozent weniger umgesetzt als im Vorjahr.

Auch außerhalb der Branche hofft jeder auf eine baldige Wiederkehr der Normalität, vor allem natürlich aber auf eine „Wiedereröffnung“ der Speiselokale, nachdem diese seit dem 2. November 2020 vorübergehend geschlossen werden mussten. Mittlerweile sind drei Monate vergangen, ein Grund sich bei den Gastronomen im Landkreis Haßberge umzuhören.

Jürgen Stahl, Gasthof Frankenstuben in Ebern: „Wir haben einen langen und schweren Winter hinter uns und hoffen auf einen geöffneten Betrieb an Ostern. Wir brauchen von der Politik endlich eine Öffnungsperspektive, um eine Planungssicherheit zu haben. Ich bin fest davon überzeugt, dass das schon bestehende Hygienekonzept in der Gastronomie sicher ist und somit das Infektionsrisiko sehr gering ist. Auch unsere Lüftungsanlage ist ein entscheidender Vorteil. Für dieses Jahr haben wir schon Anmeldungen für diverse Feierlichkeiten und hoffen natürlich auch für die Kundschaft, dass uns die Verordnungen keinen Strich durch die Rechnung machen. Wir bedanken uns bei der einheimischen Bevölkerung, die uns immer noch während der schweren Zeit mit unserem To-Go-Geschäft unterstützt. Wir freuen uns täglich immer mehr, unsere Gäste begrüßen und bewirten dürfen, die wir seit fast vier Monate vermissen.“

In Rentweinsdorf betreibt der Gastronom Tsopanidis Ioannis das seit fast 40 Jahren bestehende, in zweiter Generation geführte Gasthaus am Schloss, mit traditioneller griechischer Küche. Der leidenschaftliche Koch wagt zu behaupten, dass „die Gastronomie weitere zwei bis drei Monate geschlossen bleiben müsse. Die Branche schrumpfe zwar, aber solange die Wirtschaft insgesamt die Krise gut verkraftte, sei er zuversichtlich, bald wieder zur Normalität zurückzukehren. „Die Unterstützung unserer Gäste im To-Go-Geschäft, aber vor allem die gegenseitige moralische Unterstützung, die mittlerweile auf einer freundschaftlicher Basis stattfindet, gibt uns Kraft und Mut. Auch der kurze soziale Kontakt während der Abholung mit Abstand und Maske tut gut. Ebenso ist die Loyalität unserer Mitarbeiter ein äußerst wichtiger Faktor. Aber wir vermissen unsere Gäste im Lokal. Auch die Stammtische, die sich seit vielen vielen Jahren treffen und sich austauschen. Sie fehlen uns alle, denn sie machen uns aus!“, so Ioannis.

Dagmar Kirchner, Landhotel in Rügheim: „Der erste Lockdown im Frühjahr 2020 hat uns eiskalt erwischt. Nach der Stornierungswelle ab Mitte Februar war die Zimmerauslastung ab März bei Null gelandet. Wir haben die Zeit für Umgestaltungs- und Renovierungsarbeiten genutzt, die man während des laufenden Betriebs nicht so einfach umsetzen kann. So konnten wir auch verhindern, dass unser gesamtes Personal von Anfang an in Hundertprozent Kurzarbeit gehen musste. Als wir im Juni den Hotelbetrieb für Privatreisende wieder öffnen durften, gingen die Reservierungen durch die Decke. Erstmals fanden viele private Urlaubsgäste den Weg zu uns, die aufgrund der Reisebeschränkungen nicht ins Ausland reisen konnten. Dies war für uns eine vollkommen neue Erfahrung, denn unser Hauptklientel bestand bislang aus Geschäftsreisenden und Tagungsgästen. Unser Team hat prima reagiert und wir konnten durch großes Engagement die Verluste des Frühjahrs ganz gut auffangen. Seit November wird unser Handeln von der Ungewissheit um die Frage beherrscht, wann und in welchem Umfang wir wieder loslegen können. Ich hoffe auf eine schnelle und klare Aussage der Regierung. Auf jeden Fall stecken wir den Kopf nicht in den Sand, sondern planen für die Zukunft!“

Anja Beyersdorfer, Café Eiring-Herrenschenke + Hotel Goldner Stern in Königsberg: „Wir jammern nicht, das ist nicht unsere Art. Irgendwann ist der Lockdown vorbei. Von Anfang an bieten wir Essen to-go an, das läuft an den Wochenenden gut. So konnten wir neben positiver Resonanz auch neue Kunden dazu gewinnen. Wir haben letztes Jahr in der Herrenschenke grundsaniert. Leider durfte bis jetzt kein Gast die Erneuerung genießen, aber hoffentlich bald. Das Geschäft hat sich nach dem ersten Lockdown komplett verändert. Es gab kaum Familien- und Hochzeitsfeiern. Auch die Übernachtungen waren durch viele Tagestouristen mit E-Bikes eher spontan, aber es war ein sehr gutes Geschäft und deswegen dürfen wir uns da nicht beschweren. Die Unterstützung vom Staat hilft aktuell zum Überleben, nur dauert die Auszahlung der Hilfen zu lange. Umso länger der Lockdown geht, desto schwieriger wird es mit den Hilfen auszukommen. Die Reservierungen für heuer sind noch schleppend, weil natürlich keiner weiß, was Sache ist. Man muss es wieder auf sich zukommen lassen. Ein Gast hat es neulich genau auf den Punkt gebracht: Es ist ungefähr so, als ob man durch den Nebel fährt und nicht weiß was kommt. Am meisten vermisse ich den Kontakt und die Herzlichkeit der Menschen.“

Bernd Andres, Gutshof Andres in Pettstadt: „Wir sind mit unserem Gutshof seit 13 Generationen gut aufgestellt, aber dennoch setzt uns die komplette Schließung des Tourismus zu. Da wir schuldlos auf Null gefahren worden sind, beträgt der Umsatzausfall gut 70 Prozent in 2020. Die Beherbergung brachte etwas weniger Verluste, weil der letzte Sommer mit deutschen Touristen besser war. Vom Staat kommt die Hilfe einfach zu spät. Die umsatzabhängige Novemberhilfe war für uns in Ordnung, für andere weniger ausreichend. Mit der Überbrückungshilfe ab Januar wird nur ein Teil der Fixkosten (meist die der großen Konzerne – Energie, Versicherungen, Banken etc.) übernommen, aber keine Lebenskosten für den Gastrobetreiber. Das ist ungerecht. Ich kann die Schließung aufgrund des geringen Infektionsrisikos der vorbildlichen Hygienekonzepte in der Gastro nicht nachvollziehen. Wir haben ausreichend Platz hier, die Gäste könnten trotzdem mit Einschränkungen bei uns Ihr Erlebnis haben und die Zeit genießen, aber wir dürfen leider nicht. Sorgen macht mir auch die Ausbildungsqualität meiner Azubis, die nun schon seit 5 Monaten am Stück keine Praxis hatten. Ich wünsche mir von der Politik eine Planbarkeit, da wir gut vier Wochen Vorlaufzeit in unserem Gutshof benötigen, um richtig durchstarten zu können.“

Thomas Schmitt vom Gasthaus zum Schmittbrunnen in Happertshausen: „Unser 30-jähriges Jubiläum ist im März 2020 leider ausgefallen und momentan sieht es auch so aus, dass die geplante Feier heuer im Mai ebenfalls ausfallen wird. Seit November nieten wir alle 2 Wochen sonntags Essen zum Mitnehmen an, damit die fränkische Küche und auch das Gasthaus zum Schmittbrunnen nicht in Vergessenheit gerät. Dies wird glücklicherweise auch sehr gut von unserer treuen Kundschaft angenommen. Aber uns fehlt natürlich die Bewirtung unserer Stammkunden und Gäste und der direkte Kundenkontakt. Wir hoffen sehr, dass unsere Service-Teilzeitkräfte nach dem Lockdown wieder zur Verfügung stehen. Wir sind ein Familienbetrieb, glücklicherweise haben meine Geschwister und ich noch andere Berufe, denen wir nachgehen. So kann unsere Gastwirtschaft die Pandemie hoffentlich gut überstehen. Corona hat uns aber auch die Zeit gegeben, über gewisse Dinge nachzudenken. Weil Sitzplätze im Freien immer begehrter werden, sind wir bereits in der Planungsphase, auf dem Nebengrundstück einen Biergarten anzulegen.“

Jarek Trejgis, Fränkischer Hof in Hofheim, seit über 40 Jahren in der Gastronomie tätig: „Meine größte Hoffnung ist die Veränderung. Die Gastronomie auf dem Land wurde in den letzten Jahren zu einem Problemkind, das war schon vor der Pandemie so. Corona hat uns die Zeit gegeben, zu überlegen, was man anders machen kann, um sich zu wandeln. Im laufenden Geschäftsbetrieb war man zu träge, sich anders zu bewegen. Wir müssen unseren Betrieb in einem überarbeiteten Umfang und in der Zukunft mehr auf das Wesentliche, d. h. wirtschaftlich Vertretbare fokussieren. Unter der Woche müssen wir eben etwas kürzer treten, alles andere ist zu kostenspielig. Ich wünsche mir eine baldige Öffnung, weil Gastronomie mehr ist als nur zu bestellen und abzuholen. Für mich ist es eine Berufung und Leidenschaft, das Lokal, die Küche, das Ambiente und den Austausch mit den Gästen zu vereinen. Eine Öffnungsperspektive von der Regierung ist wünschenswert, aber ich verstehe auch, dass es momentan kein klares Signal geben kann, weil keiner weiß, wie sich die Pandemie täglich weiterentwickelt.“

Sandra Aumüller, Landgasthof Wallburg in Eltmann: „Ich vermisse am meisten meine Gäste und auch mein Team. Wir motivieren uns gegenseitig und wir machen auch viel außerhalb des Geschäftes, in der letzten Zeit natürlich sehr eingeschränkt. Aber unser Zusammenhalt „der Wallis“ ist sehr wichtig und dieser spiegelt sich auch bei den Gästen wider. Das To-Go-Geschäft ist schön und wird super angenommen. Dadurch haben wir auch viel gelernt, unter anderem eine Speisekartenanpassung mit neuen To-Go-fähigen Gerichten. Wir kochen zusätzlich auch mehr vegetarisch und vegan, weil die Nachfrage einfach größer wird. Zudem haben wir auf nachhaltiges Verpackungsmaterial aus Zuckerrohr umgestellt, das ist der Renner bei den Gästen. Ich wünsche mir, wie auch die meisten Betroffenen aus anderen Branchen, so schnell wie möglich wieder ein einigermaßen normales, fröhliches und geselliges Leben führen zu können, das ist für das Gemüt der Menschen sehr wichtig.“

Bild: Sina und Anja Beyersdorfer im Café Eiring – Herrenschenke-Speiselokal.

Foto: René Ruprecht

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