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Haßbergler macht Adidas und Co Konkurrenz- Benni Dorschs tolle Idee

6. August 2021

Haßbergkreis. Kommt die nächste große Innovation in Sachen Fußballschuhe aus dem Landkreis Haßberge? Gut möglich!

Benjamin Dorsch, Ebelsbacher und einst Keeper beim FC Augsfeld, hat eine Idee entwickelt, die verrückt klingt, aber für jeden Kicker ganz einfach umsetzbar und auch bezahlbar ist – den maßgeschneiderten Fußballschuh.

Imotana heißt das Projekt, das Benjamin Dorsch gemeinsam mit seinen Partnern Matthias Leibitz, Matthias Lang und Manuel Meier gestartet hat. Der Name ist dabei durchaus – wie man so schön sagt – Programm. „Anatomie rückwärts nur ohne e“, erklärt der 39-Jährige mit einem Schmunzeln auf den Lippen die Bedeutung des Begriffs, der nur scheinbar ein Kunstwort ist und für das steht, was die beiden Gründer bieten wollen – den anatomisch perfekten Fußballschuh.

Schuhe wie Ronaldo und Messi für jedermann

„Eigentlich bekommen nur die absoluten Superstars wie Lionel Messi oder Christiano Ronaldo solche Maßanfertigungen“, sagt Benjamin Dorsch. Der einstige Bezirksliga-Keeper muss es wissen. Schließlich war er lange Jahre mittendrin im Fußballschuh-Business. „Ich war der einzige Franke weit und breit“, denkt er an seine sieben Jahre in Indonesien zurück, in denen er als Produktentwickler eines Zulieferers für Sohlen eng mit adidas zusammengearbeitet hat.

Schon damals schwirrte eine Idee nicht nur in seinem Hinterkopf herum. „Ich wollte meinen eigenen Fußballschuh bauen. Einen Schuh, der einfach passt.“ Ansätze und Einfälle gab es immer wieder. „In Serie ist aber nichts davon gegangen.“ Dazu brauchte es Matthias Leibitz. Der hatte für das Start-Up-Unternehmen T1TAN eine Möglichkeit entwickelt, Torwarthandschuhe für jedermann nach Maß anzufertigen. „Er hat mich angesprochen, weil er was mit Schuhen machen wollte, irgendwas Geiles!“

Startschuss mitten in der Pandemie

Ein Plan, mit dem er bei Benjamin Dorsch offene Türen einrannte. „Wir haben uns ausgetauscht und ein paar Wochen später wurde Imotana gegründet.“ Gut acht Monate ist das jetzt her. Sprich, der Startschuss fiel mitten in der Pandemie. „Das war und ist natürlich nicht gerade einfach.“ Vor allem, wenn die Produktionsstätten für die Schuh-Komponenten wie Sohle oder Oberfläche vor allem in Asien zu finden sind. Trotz Corona zog es die beiden Gründer immer wieder nach Indonesien, wo man in enger Zusammenarbeit mit Firmen vor Ort erste Prototypen ent- und diese immer weiterentwickelte. Das große Ziel stand dabei von vorneherein fest. „Wir wollen jedem die Möglichkeit geben, den Schuh zu bekommen, der genau zu seinem Fuß passt.“

Klingt verrückt? Ist aber eigentlich gar nicht so schwer. Imotana bietet eine App, mit der man den eigenen Fuß ganz einfach selbst scannen kann. „Künstliche Intelligenz berechnet aus den 3D-Daten dann den maßgeschneiderten Schuh“, erklärt der 39-Jährige, der einst im Nachwuchs des FC Haßfurt ausgebildet wurde und aktuell als Stand-By-Spieler beim SV Fatschenbrunn im Kader steht.

Sogar individuelle Beschriftung ist möglich

Ist der Scan abgeschlossen und die Daten gesichert, gestaltet der Nutzer im nächsten Schritt das Aussehen seines ganz persönlichen Schuhs nach eigenem Gusto. Farbe, Muster, Schafthöhe, Sohle und vieles mehr kann gewählt werden. Via Facebook und Instagram wurden interessierte Kicker, die die Seiten geliked hatten, in den vergangenen Monaten immer wieder intensiv in die Entwicklung der Schuhe miteinbezogen. Sie durften über neue Farben oder Formen mitentscheiden. Die Palette der Möglichkeiten ist dabei – auch dank der Anregungen aus der immer weiter wachsenden Community – inzwischen schier unerschöpflich. Sogar individuell beschriften kann man die Fußballstiefel.

„Unser 3D-Konfigurator ermöglicht fast vier Millionen verschiedene Designs und damit mehr Fußballschuh-Varianten, als es aktive Fußballer in Deutschland gibt“, berichtet Benjamin Dorsch nicht ohne Stolz. „Jeder Kreisliga-Stürmer kann damit sein eigenes Sondermodell spielen, das so garantiert kein Gegner trägt. Jeder Schuh ist definitiv ein echtes Unikat.“ Ein verlockender Gedanke, der gewiss viele Akteure auch im niedrigklassigen Amateurbereich ansprechen dürfte.

Vor allem, wenn man dann auch noch erfährt, dass der Schuh keine Unsummen kostet, sondern gemessen an dem, was für die die neuesten Modelle von adidas, Nike oder Puma hingeblättert werden muss, fast schon ein Schnäppchen ist. „Wir planen mit einem Endpreis von unter 200 Euro“, führt Benjamin Dorsch aus.

Crowdfunding-Projekt startete furios

Wer schnell und entschlussfreudig ist, kommt womöglich sogar noch günstiger weg. Am 3. August startete auf der Plattform „Kickstarter“ ein Crowdfunding-Projekt, mit dem Imotana endgültig ins Laufen gebracht werden soll. Und anscheinend hat man mit den Fußballschuhen genau den Nerv der Zeit getroffen. Die „Investoren“ sind von der Idee begeistert. Das Crowdfunding-Ziel wurde binnen weniger Stunden erreicht, bei Redaktionsschluss hatte man schon dreimal mehr Kapital gesammelt, als anfänglich geplant war. Normalerweise erreichen nur ein Teil aller Crowdfunding-Projekte das Finanzierungsziel. Ein Indiz dafür, dass sich die großen Sportartikelhersteller sicherlich ein wenig in Acht nehmen sollten.

Einen Monat lang kann man die beiden Gründer noch unterstützen. „Wir brauchen das Startkapital, um Werkzeuge und Formen für die Herstellung unserer Schuhe anschaffen und herstellen zu können.“ Wer sich finanziell einbringt, erhält seinen ganz persönlichen Schuh zum Vorzugspreis. Schon seit einigen Wochen kann man sich zudem via Newsletter auf der Homepage als VIP-Kunde registrieren lassen und sich ebenfalls einen vergünstigten Preis von 199 Euro sichern.

„Wir arbeiten mit hochwertigen Materialien, die auf dem neuesten Stand der Technik sind“, macht Benjamin Dorsch klar, dass Qualität für ihn und seine Partner ein wichtiger Faktor ist. Vielfalt und der einfache Weg zum eigenen Schuh sind weitere.

Getoppt werden sie aber alle von der exakten Passform. 82 Prozent der Deutschen tragen Untersuchungen zur Folge die falsche Schuhgröße. Blasen, Druckstellen oder Fehlstellungen des Fußes sind oft die Folge. Zumindest beim Fußball dürfte dies nun der Vergangenheit angehören. Und mit Benjamin Dorsch hätte dann tatsächlich ein Ebelsbacher Schuh- und Fußballgeschichte (mit-)geschrieben.

 

Bild: Benjamin Dorsch mit seinem Prototypen. Ab Herbst wird der Ebelsbacher den Markt für Fußballschuhe revolutionieren. Foto: Marco Heumann

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