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Im Grunde sind die Haßfurter rot

8. Mai 2019

Kolumne von Jochen Bopp

Was war das früher eine Partei. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands. Die „Roten“ hatten mit den „Schwarzen“ durchaus gut mithalten können. Inzwischen ist die SPD tief in den Keller abgerutscht. Und geht man nach den Umfragen, könnte es noch viel schlimmer kommen.

Was ist also los mit der sozialdemokratischen Grundhaltung? Na ja, ganz so weg dürfte die eigentlich nicht sein. Doch den meisten Wählern geht es gar nicht so sehr um die „Schlangenlinien“ einer Partei, sondern um das sympathische Aussehen und den sprachlichen Ton eines(r) Kandidaten(in). Und diese wiederum müssen sich in eine Partei hineinquetschen, in der sie auch an vorderster Front stehen dürfen.

Sehen wir uns dazu einmal die Kreisstadt Haßfurt an. Da hat zur Bürgermeisterwahl 2014 der SPDler Stephan Schneider dem Sozialdemokraten Günther Werner den Platz weggenommen. Der Werner ist – was soll er auch anderes tun, wenn er an die Macht kommen will – zur Wählergemeinschaft übergetreten und hat gewonnen. Der Schneider will nicht loslassen und zur Wahl im kommenden Jahr wieder für die SPD antreten. Und aus dieser Partei ist nach neun Jahren der Volker Ortloff ausgetreten und zur CSU gewechselt, wo er der Kandidat nun ist.

Im Grunde genommen ist die SPD also keinesfalls abgerutscht, sondern hat sogar drei Amtsanwärter für die Wahl 2020 – sagen wir mal – „erzogen“.

Und wenn es die Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar von der SPD tatsächlich schaffen sollte, dass der Haßfurter Bahnhof im Jahr 2021 barrierefrei ist und man statt Treppen auch Aufzüge benutzen kann – was kann man da noch gegen die „Roten“ meckern. Dass sich da etwas bewegt, hat nämlich im Seniorenbeirat der Behindertenbeauftragte Michael Schulz angekündigt. Der stark sehbehinderte Schulz fordert schließlich schon mehr als zehn Jahre einen solchen Bahnhof und hat offensichtlich jetzt die Dittmar mit in den Kampf gezogen. Der einsatzfreudige Michael Schulz wird sicher nicht als Bürgermeister-Kandidat antreten (allein schon aus Altersgründen), aber man könnte ihn dann als Lohn für seine ehrenamtlichen Tätigkeiten durchaus zum Ehrenbürger ernennen.

Nur auf eins, Herr Schulz, sollte man achten: Geh‘ nicht auf dem holprigen Kopfsteinpflaster zur Stadtpfarrkirche (am vergangenen Sonntag gesehen). Dort gibt es nämlich schon behindertengerechte Plattenübergänge. Das mit den Liften neben Treppen am Bahnhof müssen wir leider noch abwarten.

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