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„Nicht die Flüchtlinge bekämpfen, sondern die Fluchtursachen“

4. März 2019

Von Günther Geiling.

Kirchaich. „Die Migrationsbewegungen nach Deutschland haben schon immer die Allgemeinheit interessiert und bewegt. Allerdings scheinen vielen Bürgern und sogar Mitarbeitern in staatlichen Stellen die vorwiegenden Hintergründe aktueller Fluchtbewegungen insbesondere aus dem afrikanischen Kontinent relativ wenig bekannt. Es ist eine humanitäre Tragödie, die sich abspielt und deshalb will ich diesen Menschen eine Stimme geben.“ Dies betonte Jeanne-Marie Sindani bei einem Vortrag der Hanns-Seidel-Stiftung in Kirchaich.

Die gebürtige Kongolesin Sindani ist Vorsitzende der Exilorganisation der Kongolesen in Europa, arbeitet in der Migrations- und Integrationsberatung der Caritas in der Erzdiözese München und Freising und auch als Referentin der Hanns-Seidel-Stiftung. Sie studierte Pädagogik, Volkswirtschaft und Internationale Beziehungen in Deutschland sowie Kanada und machte auch mit ihrem Buch „Gestrandet im Paradies“ auf sich und die Probleme auf dem afrikanischen Kontinent aufmerksam.

Die Zuwanderungen der Vertriebenen nach dem 2. Weltkrieg, die Gastarbeiterzuwanderung in den 1950er und 60er oder die Migration von Asylbewerbern aus dem Balkan Anfang der 90er Jahre und aus anderen Teilen der Welt ab dem Jahre 2015 sei Vielen noch bekannt, aber Migration sei doch ein komplexes Thema, weil hier sehr unterschiedliche Faktoren ineinandergriffen.

Anhand von einigen Schicksalen zeigte sie die Dramatik auf wie die von Nkosi, der von der Polizei verhaftet und gefoltert wird. Sie schleppen ihn ins Gefängnis nach Kinshasa, wo er dort hungernde Frauen und Kinder antrifft und neben ihm Leichen in einer Zelle liegen. Oder sie berichtete von Nigerianerinnen, die zur Prostitution gezwungen werden und Eritreern, die unterwegs von Organhändlern ausgeweidet werden.
Die Afrikanerin versuchte aber auch eine Analyse der Lange in den Herkunftsländern, der Fluchtursachen sowie der Berichte von Menschenrechts- und Hilfsorganisationen. Sie engagiert sich für die Menschenrechte und die friedliche Entwicklung in ihrem Heimatland, will aber auch Menschen zu Wort kommen lassen und deren Schicksale vorstellen. Wenn geflüchtete Menschen im allgemeinen Bewusstsein nur als Flüchtlinge präsent seien, blieben sie unsichtbar als eine anonyme Masse. Deshalb müsse die Individualität sichtbar gemacht werden. „Es sind die Begegnungen mit den einzelnen Menschen, die entscheidend für unsere Wahrnehmung sind. Nicht die Flüchtlinge bekämpfen, sondern die Fluchtursachen“, war deswegen eine ihrer Forderungen.

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