von Matthias Lewin
Knetzgau. Die Grünen in Knetzgau unterstützen aktiv das Volksbegehren „Artenvielfalt in Bayern“. Dazu gibt es am Samstag, dem 2. Februar, von 10 bis 14 Uhr einen Infostand auf dem Parkplatz des Edeka-Marktes in Knetzgau. Die Knetzgauer Grünen reihen sich damit ein in ein breites Bündnis von engagierten Menschen, Organisationen und Unternehmen. Mehr als 100 Bündnispartner unterstützen dieses Volksbegehren. Auch im Landkreis Haßberge besteht vom 31. Januar bis zum 13. Februar, die Möglichkeit, sich in die in den Rathäusern ausliegenden Listen einzutragen und damit per Volksbegehren ein besseres Naturschutzgesetz durchzusetzen.
Von 515 bayerischen Wildbienenarten sind über die Hälfte bedroht oder bereits ausgestorben. Aber die Bienen stehen nur beispielhaft für den zum Teil dramatischen Artenschwund in Bayern. Nicht nur die Bestäuber der menschlichen Nahrungspflanzen, auch viele andere Tiere in der über den Insekten stehenden Nahrungskette sind betroffen – letztlich auch wir Menschen.
Bayern ist das artenreichste Bundesland Deutschlands. Etwa 35000 verschiedene Tierarten leben hier, manche Arten gibt es deutschlandweit sogar nur in Bayern. Die Biodiversität im Freistaat, die Vielfalt des Lebens und der Arten, nimmt jedoch dramatisch ab. Rund ein Viertel aller Tiere, die in Bayern beheimatet sind, bewertet die Rote Liste des Bayerischen Umweltministeriums als verschollen, ausgestorben oder bedroht. Selbst bei Arten, die einmal weit verbreitet waren, wie Kiebitz, Feldlerche, Rauch- und Mehlschwalbe sind laut Umweltministerium bedenkliche Rückgänge zu verzeichnen. Dramatische Verluste beobachtet man bei der artenreichsten Tiergruppe, den Insekten. So sind beispielsweise rund 75 Prozent aller Fluginsekten verschwunden – und dieser Prozess beschleunigt sich dramatisch.
Die entscheidenden Ursachen des Massenaussterbens sind der Wissenschaft lange bekannt: Der Mensch verdrängt die Tiere aus ihren Lebensräumen. Er nutzt diesen Raum selbst für intensive Landwirtschaft und erzeugt darauf Nahrungsmittel und Futtermittel für Nutztiere. Er betoniert intakte Landschaft zu und baut darauf Wohnhäuser oder Gewerbegebiete. Die restlichen kleinen Flächen, auf denen sich noch Tiere halten können, sind zu weit voneinander entfernt, um bei der Suche nach Partnern von A nach B zu kommen.
Ein weiterer Grund für den rasanten Rückgang vieler Arten ist die flächendeckende Überdüngung durch die intensive Landwirtschaft. Viele Pflanzen sind nicht an nährstoffreiche Standorte angepasst und verschwinden – und mit ihnen die Bienen, Schmetterlinge, Schwebfliegen und Käfer, die von diesen Pflanzen leben. Doch genau diese Insekten übernehmen vielfältige Aufgaben an der Basis unserer Ökosysteme. Sie bestäuben nicht nur Obst- und Gemüsepflanzen, sondern helfen bei der Verbreitung von Pflanzensamen, der Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und der Entsorgung von Aas und Exkrementen.
Das Ziel des Volksbegehrens „Artensterben“ ist ein neues Naturschutzgesetz, das mit effektiven Regelungen das Artensterben in Bayern sofort stoppen soll, zum Beispiel durch die bayernweite Vernetzung der verbliebenen Lebensräume, der Schaffung von Blühwiesen und der Verbannung von Pestiziden.
Ludwig Hartmann, Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen im Bayerischen Landtag, kritisiert die langjährige Untätigkeit der Bayerischen Staatsregierung: „Die Bayerische Biodiversitätsstrategie von 2008 ist völlig wirkungslos. Wie im Bericht ‚NaturVielfaltBayern’ von 2014 zugegeben wird, ist es nicht gelungen, die weitere Abnahme der Arten zu verhindern. Das Naturschutzgesetz, das mit dem Volksbegehren Artenvielfalt in Kraft treten soll, packt die Ursachen endlich richtig an.“
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Selten gewordener Gast in den heimischen Gärten und Feldern: Die Hummel. Auch ihr Bestand ist stark gefährdet. Das Volksbegehren „Artenvielfalt in Bayern“ will dem entgegen wirken. Foto: Matthias Lewin