Allgemein Gädheim

Kindgerechte Räumlichkeiten, Sackgasse oder Kostenexplosion

28. Februar 2020

Von Stefan Gebhardt / Christian Licha

Gädheim. Blickt man auf die demographischen Entwicklungen in vielen Gemeinden Deutschlands, kann man in Gädheim wohl von einem Luxusproblem sprechen. Gleichbleibende Geburtenzahlen und der Ausbau der Baugebiete führten dazu, dass die Räumlichkeiten im Kindergarten „Bachinsel“ für eine kindgerechte Betreuung einfach nicht mehr ausreichen. Folglich wurde für den nötigen Ausbau bereits ein mittlerer sechsstelliger Betrag im Haushalt eingestellt.

„Die Planung sieht einen Anbau in Richtung Dorfmitte vor, in dem zwei neue Gruppenräume untergebracht werden sollen. Das Ganze soll ein Flachbau werden, der direkt an das bestehende Gebäude angebaut werden soll. Der Turnraum soll nach erfolgtem Anbau wieder seiner ursprünglichen Bestimmung zugeführt werden“, heißt es auf der Internetseite des Kindergartens.

Dies würde jedoch gleichzeitig bedeuten, dass die Straße „Am Kindergarten“ in eine Sackgasse umgewandelt werden müsse. Sehr zum Missfallen einiger Anwohner, die mittels einer Unterschriftenliste die Durchführung eines Bürgerentscheids herbeiführen und so Einfluß auf den Ausbau nehmen wollen. Den Initiatoren geht es jedoch nicht um die Verhinderung des Anbaus. Vielmehr sollen Alternativen gesucht werden, die die Verkehrsführung nicht beeinträchtigen.

Aus Sicht des Caritasvereins als Träger und des KiTa-Personals gibt es jedoch keine sinnvolle Möglichkeit, die Betreuung der Kinder aus pädagogischem Blickwinkel in Abhängigkeit zum finanziellen Rahmen zu bewerkstelligen. „Die Vorschläge von Seiten der Initiatoren des Bürgerentscheides würden eine Erweiterung in Richtung Norden, also in Richtung Spielplatz, vorsehen. Hier ist allerdings das Problem, dass wir durch den Anbau dann viel zu viel Platz auf dem Spielplatz verlieren würden und so die vorgeschriebene Mindestgröße nicht einhalten könnten. Folge wäre, dass zwar die Räumlichkeiten für mehr Kinder vorhanden wären, wir aber nicht mehr Kinder aufnehmen könnten, weil die Freispielflächen (Vorgabe sind 10 Quadratmeter pro Kind) nicht ausreichend vorhanden sind. Ebenfalls würden die beiden notwendigen Gruppenräume von der Anbindung an das Hauptgebäude äußerst problematisch werden. Zusätzlich liegen die Kosten bei einer solchen Variante um einiges höher als bei der von uns favorisierten Erweiterung. Durch die Erweiterung möchten wir Platz für insgesamt 50 Kinder über drei Jahren schaffen und hätten so in Verbindung mit der Kinderkrippe die Möglichkeit bis zu 62 Kinder aus der Gemeinde betreuen zu können“, heißt es ferner in der Stellungnahme.

Vor diesem Hintergrund traf sich Bürgermeister Peter Kraus am letzten Freitag vor Ort mit über 50 Bürgern und vielen Gemeinderäten. Zweck des Termins war, Alternativen vorzustellen, damit die Straße „Am Kindergarten“ weiterhin befahrbar bleiben kann.

Der Bürgermeister stellte eine Variante vor, die Architekt Rainer Kitzinger erarbeitet hatte. Demnach wäre ein Anbau im Norden grundsätzlich baulich umsetzbar, wozu aber auch zusätzlich ein bisher bestehender Gebäudeteil in einer Holzkonstruktion, abgerissen und neu gebaut werden müsste. Zum Innenausbau gab es insgesamt drei Vorschläge, wobei die einzelnen Räume der Kinderkrippe und Regelgruppen jeweils anders angeordnet sind. Für die bisherige Planung, die kleine Ortsstraße zu überbauen, wurden bereits 400000 Euro in den Haushalt der Gemeinde eingestellt. Nach groben Schätzungen des Architekten würden sich die Kosten bei dem Alternativvorschlag voraussichtlich mehr als verdoppeln und um die 650000 Euro betragen.

Nadine Henneberger, die Leiterin des Kindergartens, nahm aus pädagogischer Sicht Stellung zu den Planungen. Der seinerzeit vom Gemeinderat beschlossene Anbau im Süden sei die einzige sinnvolle Lösung. Hier seien alle Räume perfekt angeordnet, so dass ein sinnvoller Arbeitsablauf erfolgen kann. Außerdem stören die Bauarbeiten nicht, die ja außerhalb des Kindergartengeländes stattfinden würden, so Henneberger. Bei einem Anbau im Sinne des Alternativvorschlages hätte man die Baustelle mitten im Hof beziehungsweise auf dem Spielplatz, was nicht optimal sei und viele Einschränkungen bedeute. Gleichwohl ist ein Anbau dringend notwendig, da man bereits vier Jahre mit einer Notlösung lebe und auch schon zwei Kindern für das kommende Kindergartenjahr wegen Platzmangels absagen musste.

„Wir werden unsere Hausaufgaben machen“, versprach Bürgermeister Peter Kraus. Mit der Regierung von Unterfranken sei bereits abgestimmt, dass die neuen Pläne umgehend auf Machbarkeit geprüft werden. Bis zur nächsten Gemeinderatssitzung im März soll eine Stellungnahme der Behörde vorliegen.

Baulich umsetzbar wäre ein Anbau an das bestehende Gebäude (rechts), wozu die Holzkonstruktion (links) jedoch auch abgerissen und ebenfalls neu gebaut werden müsste. Die Kosten würden sich hierbei mehr als verdoppeln. Foto: Christian Licha

Dies könnte Ihnen auch gefallen