Eltmann Region

„Das Christuskind von der Wallburg“

16. September 2018

Eltmann. Begegnungen mit der Vergangenheit gab es gestern überall im Landkreis im Rahmen des landesweiten Tags des offenen Denkmals. In Eltmann konnten die Besucher mitten im Spätsommer „Das Christuskind von der Wallburg“ treffen – einen interessanten Fund, mit dem sich der Verein für Heimatgeschichte in den vergangenen Monaten beschäftigte.

Nadine Hußlein streift öfter im „Suchmodus“ durch die Fluren, gerne über frisch gepflügte Felder. Vor allem im Umkreis der Wallburg werden da immer wieder Scherben und andere Fundstücke an die Oberfläche befördert. Mit geübtem Auge entdeckte sie das kleine Figürchen, ohne Kopf und Arme, ein Torso, knapp sieben Zentimeter lang und 33 Gramm schwer. Sie präsentierte ihren Fund anderen Vereinsmitgliedern und schon war das Forscherfieber geweckt. Dass das Figürchen nicht gerade antik ist, darin waren sich alle schnell einig, aber natürlich wollten sie mehr wissen.
Im Internet fand sich ein Bild von mehreren tönernen Figürchen, die dem Fund sehr ähnelten. Dabei handelte es sich um so genannte Tonpfeifen-Figuren. Diese wurden von so genannten Bildbäckern im 15. Und 16. Jahrhundert in großen Mengen hergestellt, weil sie zu Weihnachten oder zum Neujahrstag verschenkt wurden. Im Verein für Heimatgeschichte heißt der kleine Torso jetzt „Christkind von der Wallburg“.
Die Wallburg und ihre Geschichte bildet derzeit einen Schwerpunkt in den Forschungen der Vereinsmitglieder. Weithin sichtbar ist der Burgfried, der „Krautstücht“, das Wahrzeichen von Eltmann, aber zur Geschichte der ehemaligen Burg gibt es noch viele Fragen zu klären. Viele Gäste am Tag des offenen Denkmals waren beeindruckt von der früheren Burganlage, von der alte Stiche zeugen. Im Schatten der Burg wandelte sich auch die Stadt. So erzählte Reiner Reitz, wie Weilhelm Andreas Kummer fast ganz Eltmann zu einer modernen Stadt umbaute, die Mainstraße zeugt als Prachtstraße von seinen Aktivitäten. Auf einem Bild von 1850 weist er die Besucher außerdem auf den einstigen „Oberen Turm“ hin. Der stand am Stadtrand Richtung Limbach und ist nur auf diesem einen Bild dokumentiert.
Ein spannendes Thema sind auch die unterirdischen Gänge der Wallburg. Zwar haben sie sicherlich nicht hinüber nach Schmachtenberg oder Stettfeld geführt, wie der Volksmund überliefert hat, aber es gab sicherlich solche Gänge hinunter in die Stadt als Fluchtwege oder auch Zugang in die Keller an der Schlosssteige. Mindestens von einem weiß Willi Lediger, denn er wurde in seiner Jugend wegen Unfallgefahr mit Beton verschlossen.
Das Interesse der Landkreisbürger an geschichtlichen Themen ist groß, das zeigte der Zulauf zu den verschiedenen Denkmälern. Viel Betrieb herrschte bei bestem Ausflugswetter auch an der Burgruine Altenstein, der Marienkapelle iN Ebern, an der Wallfahrtskirche Maria Limbach, in Haßfurt zwischen Ritterkapelle und Mariaburghausen, am Jüdischen Friedhof in Kleinsteinach, in Schloss Oberschwappach, in Schloß Gereuth, der Synagoge Memmelsdorf und anderen Denkmälern, die am Sonntag einige Geheimnisse preis gaben.

Dies könnte Ihnen auch gefallen