Sport

Den „Bullen“ hinter die Kulissen geschaut

15. November 2018

Von anpfiff.info-Reporter Marco Heumann

Drei Tage lang waren 33 Spieler und fünf Trainer des DFB-Stützpunkt Haßberge beim FC Sand in den Herbstferien im Chiemgau unterwegs. Neben Spielen und Trainingseinheiten standen dabei auch Besuche im Deutschen Fußball Internat in Bad Aibling und bei Red Bull Salzburg auf dem Plan.
„Die Eltern zahlen mehr als 20 000 Euro je Schuljahr!“ Das ungläubige Staunen auf den Gesichtern der Jungs vom DFB-Stützpunkt Sand war unübersehbar, als sie die Zahl hörten, die ihnen Simon Heumann gerade genannt hatte. Der 18-Jährige, einst selbst Spieler am Stützpunkt, absolviert derzeit ein Freiwilliges Soziales Jahr am Deutschen Fußball Internat (DFI) in Bad Aibling, engagiert sich dort im pädagogischen Bereich und als Trainer. Der Unterhohenrieder ließ es sich natürlich nicht nehmen seine „Nachfolger“ aus der alten Heimat über das ehemalige Kasernengelände zu führen, auf dem seit 2013 das DFI untergebracht ist, das von der U13 bis zur U19 gut 100 Spieler aus Deutschland, aber auch aus Indien, Australien oder China beherbergt.
„Es war toll, dass ein ehemaliger unserer Spieler hier vor Ort ist und den Jungs zum einen Eindruck davon vermitteln konnte, welche Möglichkeiten einem der Stützpunkt öffnet, aber auch worauf es ankommt, wenn man als junger Spieler die nächste oder gar übernächste Stufe auf der Leiter nach oben erklimmen will“, berichtet Michael Kotterba, der die Fahrt nach Bad Endorf zusammen mit seinen Trainerkollegen Dirk Bauer und Hilmar Wasser organisiert hatte.
Die Stützpunkt-Spieler der Jahrgänge 2004 bis 2006 durften einen Blick hinter die Kulissen der Einrichtung und in den Internatsalltag werfen. Dort gibt es für die Schüler jeden Tag schon am Vormittag ein Individual-Training auf dem Platz, dazu eines mit der jeweiligen Mannschaft am Nachmittag.
Ein Zimmer, in dem vier Schüler untergebracht sind, stand ebenso auf dem Besichtigungsplan, wie der Mini-Court im Dachboden, das Schulgebäude oder die Gemeinschaftsräume mit Fernsehern und Spielekonsolen. „Unsere Jungs dürfen nur hier und nachdem sie sich bei uns angemeldet haben, Playstation spielen. Auf den Zimmern ist das nicht erlaubt“, erklärte Simon Heumann und sorgte damit ein weiteres Mal für ungläubiges Staunen. Sind es die Haßberge-Jungs doch gewohnt, in ihren Zimmern und meist ohne vorherige Nachfrage bei den Eltern zocken zu dürfen.
„“Solche Fahrten sind wichtig für die Gemeinschaft, aber die Jugendlichen sollen dabei auch einen umfassenden Blick auf den Leistungsfußball bekommen“, sagt Michael Kotterba und betont, dass die Jungs aus dem Stützpunkt Haßberge an den drei Tagen einen durchweg guten Eindruck hinterlassen haben. „Sie haben sich wirklich vorbildlich verhalten.“ Eine Aussage, die auch auf die sportlichen Aktivitäten zutrifft. Eine Aussage, die auch auf die sportlichen Aktivitäten zutrifft. Vom Quartier in Bad Endorf, wo der DFB-Stützpunktkoordinator Peter Wimmer, Entdecker von Bastian Schweinsteiger oder David Alaba, die Jungs begrüßte, ging es zu Vergleichsspielen in der Region. Beim TSV 1860 Rosenheim und beim SB Chiemgau Traunstein – beide Standorte von Nachwuchsleistungszentren schlugen sich die Haßberge-Jungs gut und zeigten, dass sie sich vor den Talenten aus dem Umgriff von München nicht verstecken müssen.
Höhepunkt der drei Tage war aber sicherlich der Besuch im Nachwuchsleistungszentrum von RB Salzburg in Liefering. Seit vier Jahren sind in dem auch architektonisch hochwertigen Neubau 130 Kinder und Jugendliche, die auf eine Zukunft als Profi im Eishockey oder Fußball vorbereitet werden, untergebracht. Ein bis zwei Spieler sollen es jedes Jahr in den Kader von Red Bull Salzburg oder zumindest des Farmteams FC Liefering (Zweite Liga in Österreich) schaffen.
„Die Ausstattung ist absolut top. Es wird aber auch sehr viel von den Jungs verlangt“, imponierte nicht nur DFB-Stützpunkt-Trainer Dirk Bauer das Angebot, das der Verein seinem Nachwuchs in einem der modernsten Trainingszentren in Europa macht. Eine Soccerhalle mit einem Kunstrasenfeld von 90 mal 60 Meter, gut 30 Spinning-Räder, zwei Eishockeyhallen, 25 Umkleidekabinen oder ein mehrere Hundert Meter langer Motorikparcours mit zahlreichen Balance-, Kraft- und Koordinationsgeräten hinterließen Eindruck bei den Coaches, aber auch bei den Spielern.
„Wer von euch will mal Profi werden?“ Als am Ende der Führung diese Frage gestellt wurde, gingen nämlich gerade einmal bei vier bis fünf der 33 Jungs die Arme nach oben. Der Rest war auch ein wenig nachdenklich geworden. Ist der Beruf des Fußballers wirklich ein Traumjob oder muss dafür vielleicht auf zu viel verzichtet werden? „Sicher wird bei RB alles für die Jungs getan. Manches wirkt aber auch ein wenig steril und zu durchgetaktet“, nennt Marco Heumann einen der möglichen Gründe für die Zurückhaltung. „Talent ist das eine, der Willen es nach ganz oben zu schaffen der andere“, ergänzt Dirk Bauer. „Auch wir haben natürlich Erwartungen an unsere Jungs. Aber mindestens genauso wichtig ist es, dass der Spaß am Fußball und die Lust darauf, zu spielen und zu trainieren, erhalten bleibt.“ Spricht’s und bat die Jungs kurz vor der Rückreise in die fränkische Heimat zu einer finalen Trainingseinheit auf den Kunstrasen des DFI, wo einfach nur mit Begeisterung gekickt wurde.

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