Allgemein Maroldsweisach

Kindliche Sexualität und Körpererfahrung – „Über kindliche Sexualität normal und unaufgeregt sprechen“

24. Januar 2019

Von Jens Fertinger.

Maroldsweisach. Zum Thema „Kindliche Sexualität und Körpererfahrung“ hatte die Evang.-Luth. Kindertagesstätte Maroldsweisach zwei Referenten von pro familia in Schweinfurt eingeladen, um mit dem Erzieherpersonal, aber vor allem mit den anwesenden Eltern ins Gespräch zu kommen. Nach einer Vorstellungsrunde, bei der die Anwesenden vor allem zum Ausdruck bringen sollten, was sie veranlasst hat, diesen Elternabend zu besuchen, stiegen Katja Brätz-Michel und Sebastian Böhm direkt in die Thematik ein.

In einem ersten Teil stellten die beiden Dipl.-Sozialpädagogen heraus, welche signifikanten Merkmale kindliche bzw. erwachsene Sexualität haben und grenzten beide gegeneinander ab. „Kinder haben unbestritten gleiche oder ähnliche körperliche Reaktionen wie Erwachsene, aber Kinder schreiben diesen Erlebnissen eine ganz andere Bedeutung zu als Erwachsene: Für sie sind sie einfach Teil einer körperlichen Erfahrung, d. h. die kindliche Wahrnehmung von dem, was da gerade passiert, ist grundlegend anders als die erwachsene Sichtweise. Es ist dabei durchaus sinnvoll „mit den Kindern normal und unaufgeregt zu sprechen“ (Sebastian Böhm).

Bei der nachfolgenden ersten Gruppenarbeit wurden Themen diskutiert, wie „Kinder sollen nur dann aufgeklärt werden, wenn sie fragen“ oder „Die Kuschelecke im Kindergarten ist Intimsphäre der Kinder und darf nicht einsehbar sein“. Man erkannte, dass sexuelle Aufklärung – egal ob in der Kindertagesstätte oder zu Hause – eigentlich so „ganz nebenbei“, also ohne besondere Anlässe geschieht. Sexuelles Ausprobieren, sich und andere erkunden – auch in Form von Rollen- und Doktorspielen – sind wichtige Erfahrungen, die Kinder eher mit Gleichaltrigen im Kindergarten oder in einer Spielgruppe ausprobieren können als zu Hause mit den Eltern. Wichtig ist dabei aber, dass bestimmte Regeln von den Kindern eingehalten werden! Kinder unterscheiden erst mal nicht zwischen genitaler Berührung und anderen Tätigkeiten, sie gehen einfach ihren Bedürfnissen nach. Es können durchaus Räume vereinbart werden, in denen Kuscheln oder Doktorspiele möglich sind. Wichtig ist dabei die liebevolle, aber auch klare Vermittlung. Vielleicht muss etwas auch mehrmals gesagt und festgelegt werden, schließlich erklärt man Kindern auch besprochene Verhaltensregeln öfters. Kinder lernen dadurch Grenzsetzung und Grenzüberschreitungen – auch in der Sexualität.

Für eine weitere Aufgabe wurden an die Anwesenden Karten verteilt, auf denen bestimmte Aussagen zur kindlichen Entwicklung notiert waren und einer Zeitleiste von 0 bis 6 Jahren zugeordnet werden sollten. Bei manchen Texten schien es nicht schwer, den richtigen Platz in Bezug auf das Lebensalter des Kindes zu finden, andere wiederum verlangten schon ein längeres Nachdenken über die passende Zuordnung. Referenten und Anwesende kamen rasch überein, dass eine Festlegung auf ein bestimmtes Alter in den allermeisten Fällen nicht möglich, aber auch nicht nötig ist, denn Kinder sind in ihrer Entwicklung einfach zu unterschiedlich.

Am Ende der Veranstaltung verteilten die Referenten dann noch weiterführende Broschüren und rundeten mit Hinweisen auf die mannigfachen Beratungsmöglichkeiten von pro familia in Schweinfurt die Veranstaltung ab.

BU:
Die beiden Dipl.-Sozialpädagogen Katja Brätz-Michel und Sebastian Böhm von pro familia in Schweinfurt referierten in der Evang.-Luth. Kindertagesstätte zum Thema „Kindliche Sexualität und Körpererfahrung“. Foto: Jens Fertinger

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