Allgemein Zeil am Main

„Nur wenn wir die Wirtschaft mit dem Klimathema anfixen, dann klappt´s.“

23. Oktober 2020

Von Monika Schraut.

Zeil. Wer applaudiert für einen Film, bei dem keiner der Filmstars auf der Bühne anwesend ist? Das, nach Coronastandards voll besetzte Kino durchbrach am Freitag Abend die betroffene Stille am Ende des Film „I am Greta“ mit lautem Beifall. Beifall für die Sache der Greta Thunberg, die offensichtlich auch die Sache aller Kinobesucher gewesen ist.

Die junge Klimaaktivistin aus Schweden, wurde ein Jahr vom Kameramann Nathan Grossmann begleitet. Sein Dokumentarfilm beginnt mit Greta Thunbergs Solostreiks im August 2018, erzählt von der Entwicklung der „Fridays For Future“-Initiativen, Gretas stetig größer werdenden Popularität, sowie ihrem atemberaubenden, emissionsfreien Segeltörn zum UNO-Klimagipfel in New York City im Herbst 2019. Am Ende ist daraus eine weltweite Klimabewegung geworden mit über sieben Millionen Menschen, die für ein Umdenken in Sachen Klima auf die Straße gehen.

Kinobetreiber Bruno Schneyer zeigte den Film „I am Greta“ im Rahmen seiner Reihe: Themenkino/Klima. Für das anschließende Gespräch stiegen Norbert Zösch (Die Grünen), Rainer Baumgärtner (ÖDP), Energieberater Günter Liebert und
Paul Hümmer (SPD) auf die Bühne. Mit dem Satz „Greta ist keine Ikone. Aber sie sagt die Wahrheit, eine tieftraurige und sehr einsame Wahrheit.“ eröffnete Oliver Kunkel vom Verein „Wir gestalten Heimat“ als Moderator die Diskussionsrunde und bat alle, um ein Statement.

Norbert Zösch stellte klar, dass alle Technik für eine CO 2 – Steuerung vorhanden sei und dass die reichen Industrienationen jetzt vorangehen müssen, um zu retten, was zu retten ist. Die erfolgreichste Strategie sei die Dezentralität und er wertete es als nächsten notwendigen Schritt, dass Hassfurt nun eine Wasserstofftankstelle bekommt. Rainer Baumgärtner von der ÖDP sieht ein Problem darin, dass die Klimakrise bei uns noch nicht so greifbar sei, als dass sie die Menschen aufschrecken und zum Handeln treiben könnte. Trotz vieler Dämpfer die die Klimapolitik einstecken musste, z.B. durch die Streichung der Einspeisevergütung, setzt er seine Hoffnung auf die deutsche Landespolitik und die EU, die nun doch die Dringlichkeit zum Handeln zumindest erkannt hätten.

Günter Liebert zog eine Bilanz seines Erlebens. Vor 25 Jahren sei er ausgelacht worden für sein E-Mobil, heute haben E-Autos eine immer größer werdende Akzeptanz. Allerdings gab er auch zu, dass es ihn frustriere, „tagtäglich gegen die Verdummung anzureden“. Bei seiner Energieberatung, die er aus hundertprozentiger Überzeugung macht, wird er zunehmend müde auf Fragen zu antworten wie: Ist das nicht zu teuer? oder Was verdiene ich denn damit?. Solche Einwände gingen weit am Ziel vorbei, denn es ginge um eine dringliche Prioritätensetzung aller, wenn die Verwüstung der Erde eingedämmt werden solle. Zwischen Hoffnung und Zorn siedelte auch Paul Hümmer sein Statement an und pflichtete den Worten des Papst Franziskus bei, die dieser zu Greta Thunberg gesagt hat: „Die kapitalistische Wachstumswirtschaft tötet. Umkehr tut not.“

Im Anschluss entwickelte sich ein lebhafter Austausch mit vielen Anregungen und Erlebnissen, welcher von Kinobetreiber Bruno Schneyer mit dem Appell an alle, die Klimasache dem kapitalistischen Wirtschaftssystem schmackhaft zu machen, endet. „Nur wenn wir die Wirtschaft mit dem Klimathema anfixen, dann klappt´s.“

 

Bild: Podiumsdiskussion mit (von rechts) Norbert Zösch(Die Grünen), Rainer Baumgärtner (ÖDP), Oliver Kunkel (Verein wir gestalten Heimat), Günter Liebert (Energieberater), Paul Hümmer (SPD). Foto: Monika Schraut

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