Limbach

Seit über 30 Jahren steht das Wohl der Tiere im Mittelpunkt

7. November 2018

Von Christian Licha
Limbach. Glückliche Kühe leben auf dem Bauernhof von Manfred Schmitt und seiner Frau Luitgard in Limbach. In dem Eltmanner Stadtteil betreiben die beiden im Vollerwerb bereits seit über 30 Jahren eine Milchviehhaltung, streng nach den umfangreichen Richtlinien von Bioland, dem führenden Verband für ökologischen Landbau in Deutschland.

Vor dem westlichen Ortseingang, nahe der Wallfahrtskirche, steht der Außenklimastall der Schmitts. 30 Milchkühe leben hier sowie Jungvieh aus der eigenen Nachzucht. Der Stall ist dreihäusig, was soviel heißt, dass sich auf der einen Seite die Milchkühe frei bewegen können, in der Mitte ein Futtertisch ist und auf der anderen Seite die jungen Kälber ihr Zuhause haben. Im Sommer dürfen die Kühe jeden Tag auf die angrenzende Weide, im Winter sind sie trotz des offenen Stalls gut gegen das kalte Wetter geschützt.

Mit Leib und Seele ist Manfred Schmitt Landwirt. Im elterlichen Betrieb lernte er ab 1970 den Beruf. Zwei Jahre Landwirtschaftsschule schlossen sich an und schließlich noch die Meisterprüfung. 1984 übernahm Schmitt den Hof der Eltern, dessen Stall sich damals noch im Ortskern befand. Lange hatte er Meinungen ausgetauscht und mit befreundeten Bauern gesprochen, die damals schon nach strengen Bio-Richtlinien arbeiteten. Im Jahr 1986 hatte dann der heute 63-Jährige aus Überzeugung den ganzen Betrieb umgestellt und ist Mitglied bei Bioland geworden. Seitdem ist es für ihn selbstverständlich immer die Richtlinien zu beachten, die nicht nur gut für den Verbraucher, sondern auch für die Tiere sind. So gibt es Vorschriften für einen großzügigen Mindestplatzbedarf je Kuh, Regeln für den Auslauf und die Fütterung, die er normalerweise nur mit eigenen Bio-Erzeugnissen bestreitet. Im Sommer gibt es neben dem Grünfutter auf der Weide auch Kleegras und Wiese, im Winter Kleegras und Mais, die als Silage haltbar gemacht wurden. Zusätzlich wird noch ganzjährig ein Kraftfutter beigemischt, das aus betriebseigenem Getreideschrot und Erbsen besteht.

Insgesamt 75 Hektar bewirtschaftet der Familienbetrieb, wovon gut die Hälfte Wiesen sind. Fast der ganze Rest sind Ackerflächen, auf denen Silo-Mais, Futtergetreide und hochwertiges Kleegras mit einem Anteil von 60 Prozent Luzerne für den Eigenbedarf angebaut wird. Speichergetreide das verkauft wird, also Weizen, Dinkel und Braugerste, wächst auf rund 13 Hektar. Natürlich wird auf chemische Pflanzenschutzmittel und künstlichen Dünger verzichtet. Die Fruchtfolge und der Anbau einer entsprechenden Zwischenfrucht spielen eine große Rolle. Gedüngt wird ausschließlich mit dem eigenen Stallmist, Kleegras und Steinmehl, das wichtige Spurenelemente wie zum Beispiel Magnesium beinhaltet und eine Lanzeitwirkung hat. Nach dem trockenen Sommer in diesem Jahr war allerdings der Kleegras- und Wiesen-Ertrag sehr schlecht. „Hier hatten wir bis zu 50 Prozent Einbußen, weshalb ich auch entsprechende Bio-Produkte zukaufen musste“, resümierte Schmitt und hofft, dass es nicht auch noch einen trockenen Winter gibt, denn „sonst sieht es im nächsten Jahr total mau aus“.

Viel Arbeit steckt in so einem Betrieb. An Urlaub ist nicht zu denken, denn die Kühe wollen 365 Tage im Jahr zwei Mal täglich gemolken werden. Die Schmitts hoffen, dass ihr einziger Sohn Franz später einmal den Betrieb übernehmen wird und sei es nur im Nebenerwerb. Der 18-Jährige geht wird in knapp zwei Jahren das Abitur machen. Festgelegt hat sich der Junior noch nicht, inwieweit er die doch harte Arbeit weiter ausüben will. „Im Sommer haben wir auch oft einen 16-Stunden-Tag“, so Schmitt, der sich auch über zu viel Bürokratie ärgert. Bis 2006 gab es auch einen Hofladen und eine eigene Käserei. An Kunden habe es nie gemangelt, alleine die steigenden Vorschriften raubten jede Menge Zeit. Irgendwann musste die Reißleine gezogen und die Direktvermarktung gestellt werden, zumal auch noch familiäre Gründe dafür sprachen.

Zwei Mal am Tag werden die Kühe zum sogenannten Doppel-Zweier-Durchtreibe-Melkstand geführt. Alleine diese Prozedur dauert schon täglich mindestens drei Stunden insgesamt. Die Kühe werden in Zweierreihen in den Melkstand gebracht und das Melkzeug von Hand angelegt. Die frische Milch wird durch ein Rohrsystem in einen großen Tank gepumpt, in dem sie gekühlt gelagert wird. Alle zwei Tage wird dann das „weiße Gold“ von der Molkerei mit einem Tanklastzug abgeholt.

Dass eine Milchkuh viel in ihrem Leben leistet, hat Augusta bewiesen. Als letztes junges Kalb wurde sie damals vom alten Stall in das neue Domizil überführt und lebt heute noch dort. 18 Jahre hat die Kuh „auf dem Buckel“ und hat insgesamt über 90.000 Liter Milch gegeben. „Solange es Augusta noch gut geht und sie sich selbständig und ohne Schmerzen bewegen kann, wird sie ihr Gnadenbrot bekommen“, bekannte Schmitt, bei dem das Wohl der Tiere schon immer an erster Stelle stand und bei dem auch heute wie auch in der Zukunft noch alles für eine artgerechte Tierhaltung getan wird.

Gäste sind beim Limbacher Biobauern immer gerne gesehen. Kindergärten und Schulklassen lassen sich regelmäßig über die Arbeit und die Milcherzeugung aufklären. „Es gibt nämlich auch Kinder, die denken, die Milch im Tetrapack wird rein in der Fabrik hergestellt“. Auch das Umweltbildungszentrum in Oberschleichach bietet eine Stallführung an. Ein sicherlich lohnender Besuch – in einem Betrieb, in dem es noch um Werte und Nachhaltigkeit geht.


Die Milchkuh Augusta lieferte in den vergangenen 18 Jahren über 90.000 Liter Milch. Jetzt darf sie ihre alten Tage bei Manfred Schmitt in Limbach verbringen. Foto: Christian Licha

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