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Steigerwälder zaubern erfahrenen Trainer aus dem Hut

5. Juni 2019

 

Von anpfiff.info-Reporter Marco Heumann

Wege einen neuen Trainer zu finden? Da gibt es einige! Die Börse von anpfiff.info liefert genauso Kandidaten, wie das eigene Team, oder Ex-Spieler oder Spieler, die sich vorstellen können vom Feld auf die Bank zu wechseln. Oder eigene Spieler, die den oder den kennen. Oder man schaut sich bei Coaches um, die gerade eine Pause einlegen. Oder, oder, oder…

 

Die Verantwortlichen des SC Geusfeld und der SpVgg Untersteinbach haben nichts von dem gemacht, als es darum ging, den Mann zu suchen, der ab der kommenden Saison die beiden Vereine und Mannschaften zu einer Spielgemeinschaft zusammenführen soll. Sie beschritten einen eher ungewöhnlichen Weg.

 

„Er ist ein Arbeitskollege meiner Freundin“, berichtet Jonas Bäuerlein, wie er auf den künftigen Coach der SG Geusfeld/Untersteinbach gekommen ist. Sein Name: Reiner Neumann. Ein im Bereich Haßberge eher unbeschriebenes Blatt. Die Aufgabe, die er ab dem Sommer im Steigerwald übernimmt, ist seine erste im HAS-Landkreis. 

 

„Wir haben da einen sehr guten Mann gefunden“, ist Jonas Bäuerlein überzeugt davon, die richtige Wahl getroffen zu haben. „Wir haben uns zusammengesetzt und gleich gemerkt, dass es passt.“ Aktuell sitzt der End-Fünfziger noch beim FV Karlstadt in der Bezirksliga Unterfranken-West auf der Bank, wo er mit seinem Team mit erst einem Punkt und stolzen 145 Gegentoren selten mehr als Kanonenfutter ist. Allerdings musste die Mannschaft vor der Runde einen erheblichen personellen Aderlass verkraften. Der Absturz kam erwartet und war definitiv nicht am Trainer festzumachen. Die Verantwortlichen hätten sogar gerne mit Reiner Neumann verlängert, der aber suchte eine neue Herausforderung.

 

Im Jugendbereich auch bei der SpVgg Greuther Fürth

 

Neben dem FV Karlstadt stehen in der Vita des Gerolzhöfers einige illustre Namen. Im Herrenbereich unter anderem sein Heimatverein FC Gerolzhofen, bei dem er von 2014 bis Oktober 2015 ebenfalls in der Bezirksliga auf der Bank Platz nahm. Höherklassige Erfahrung sammelte er auch beim Würzburger FV. Die meiste Zeit seines Trainerlebens jedoch, verbrachte Reiner Neumann im Nachwuchsbereich. Er coachte die U19 der SpVgg Greuther Fürth, des FC Schweinfurt 05, des Würzburger FV und hatte bei der DJK/TSV Wiesentheid die U19 und die U17 unter sich. Vor seinem Engagement in Karlstadt war er Trainer der Landesliga-U17 beim WFV. 

 

Der Inhaber der UEFA-A-Lizenz und des DFB-Juniorenzertifikats, der 2012 eine eigene Fußballschule eröffnete, war zudem lange Jahre DFB-Stützpunkttrainer, coachte die Bayernauswahl und war Bezirkstrainer in Mittelfranken.

 

Illustre Stationen, die bei seiner Verpflichtung gewiss eine Rolle gespielt haben. Aber keine so große wie die Zeit bei der SG Markt Eisenheim. „Da hat er schon einmal einen Zusammenschluss begleitet“, nennt Jonas Bäuerlein ein wichtiges Kriterium, das für Rainer Neumann sprach. Damals waren es die Unter- und die Obereisenheimer, die gemeinsame Sache machten. Diesmal sind es zwei Rivalen aus dem Steigerwald. „Reiner Neumann weiß, worauf es gerade in der Anfangsphase ankommt und hat auch darüberhinaus viel Erfahrung.“ Zudem gilt der Neue, trotz seines Alters, als Trainer, der immer up to date und auch aufgeschlossen für neue Inhalte in den Einheiten ist.

 

Da tut es auch nicht weh, dass er nicht mehr aktiv auf dem Platz stehen wird. „Dadurch, dass wir künftig gemeinsam antreten, haben wir eine ausreichend gepolsterte Spielerdecke“, macht Jonas Bäuerlein klar, dass ein Spielertrainer bei der Suche definitiv nicht in der ersten Reihe stand. „Dafür waren wir auch schon ein bisschen zu spät dran.“ Erst seit Ende Februar ist das Miteinander in trockenen Tüchern. Danach hatte man auch versucht, Stephan Körber – bisher beim SC Geusfeld – und Kári-Reyr Jonsson-Beck – bisher bei der SpVgg Untersteinbach – davon zu überzeugen, die Spielgemeinschaft gemeinsam zu coachen. „Aber das wollten beide nicht“, berichtet Jonas Bäuerlein. „Beide waren der Meinung, dass es für den Neuanfang auf dem Platz besser ist, wenn auch auf der Bank ein Neuer sitzt, der weder die Spieler des einen noch die des anderen Vereins kennt.“

 

SG der einzige gangbare Weg

 

Daran, dass die SG, in der zunächst die Untersteinbacher die Federführung übernehmen werden, der einzige gangbare Weg ist, hat der Vorsitzende des SC Geusfeld keinerlei Zweifel. Auch wenn sein Verein als Konsequenz, trotz bereits gesichertem Klassenerhalt, erst einmal aus der ersten Reihe der Kreisklasse verschwinden und auf die Liga verzichten wird. „Es ging nicht mehr anders“, sagt der Funktionär und nennt die Wochen nach der Winterpause als Beispiel. „Wir haben in Geusfeld nur 13 oder 14 Spieler für die Erste. Und wenn, dann welche ausfallen…“ Sinnbildlich sei die Partie bei der Sander Dritten gewesen. „Da waren wir eigentlich nur zu Zehnt.“ Ein elfter Akteur kam wenige Minuten vor dem Anpfiff, ein zwölfter gesellte sich kurz vor der Halbzeit zum Team. Erstaunlich genug, dass mit dem 0:0 dennoch der letzte noch fehlende Punkt für den Klassenerhalt geholt werden konnte. Auch wenn der letztendlich zwar gefeiert, aber nicht mehr wahrgenommen wird.

 

Gibt ab dem Sommer bei der neuen SG Untersteinbach/Geusfeld die Richtung vor: Rainer Neumann. Foto: anpfiff.info/Michael Horling

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