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Vieles fällt derzeit bei der Wasserwacht ins Wasser

30. April 2020

Von Michael Will

Ebern/Haßfurt/Sand – Corona stellt die gesamte Gesellschaft vor Herausforderungen. Das macht auch vor der Wasserwacht des Bayerischen Roten Kreuzes nicht halt. Sie sieht sich in ihrer täglichen Arbeit deutlichen Einschränkungen gegenüber: Schwimmtraining kann nicht stattfinden, die Abnahme der Rettungsschwimmabzeichen fällt sprichwörtlich ins Wasser. Unklar ist ferner, ob heuer überhaupt Freibäder öffnen und damit eine Badeaufsicht benötigt wird und ob im Herbst wieder Schwimmkurse stattfinden können. Dennoch bereiten sich die Wasserretter im Landkreis auf alle Möglichkeiten vor.

„Zurzeit ist alles anders“, fasst René Oelke, kommissarischer Technischer Leiter der Wasserwacht-Ortsgruppe Ebern, zusammen. „Aber wir machen das Beste aus der Situation und bereiten uns auf die Zeit nach der Pandemie vor.“ Aufgrund des Kontaktverbots und der Ausgangsbeschränkung ist es natürlich auch den Ehrenamtlichen der fünf Wasserwacht-Ortsgruppen im Landkreis nicht möglich, die wöchentlichen Schwimmtrainings abzuhalten. Das Training dient nicht nur dazu, sich auf eventuelle Wasserrettungseinsätze vorzubereiten, sondern sich auch körperlich fit zu halten. „Jetzt treten andere Sportarten in den Vordergrund, um die körperliche Fitness aufrecht zu erhalten“, sagt Oelke. „Das macht jedes Mitglied ganz individuell für sich.“ Die einen machen Krafttraining, andere gehen Joggen oder schwingen sich aufs Fahrrad. Schwimmen ist eben wegen der Bäderschließungen nicht möglich.

Wie die nächsten Wochen und Monate weitergehen, vermag die Eberner Ortsgruppe nicht abzuschätzen. Deshalb bereitet man sich dennoch auf ein „Öffnungsszenario“ vor. Es werden Dienstpläne für eine Aufsicht im Freibad und für den Herbst im Hallenbad vorbereitet, ebenso finden Planungen für den Kinder-Schwimmkurs im Herbst/Winter statt.

Auch in Haßfurt bereitet man sich vor. Die Retter legen jährlich das Deutsche Rettungsschwimmabzeichen in Silber ab. „Die derzeitigen Einschränkungen haben uns mitten in der diesjährigen Abnahme unterbrochen“, so Dominik Wohlleben, Leiter der Wasserwacht-Ortsgruppe Haßfurt. Des Weiteren rezertifizieren sich die ehrenamtlichen Helfer jährlich in der Anwendung des Automatisierten Externen Defibrillators (AED), der bei Herz-Kreislauf-Stillständen zum Einsatz kommt. Auch diese Maßnahme sei für Anfang April geplant gewesen und musste verschoben werden.

Seitens der Wasserwachtführung wurde nach seinen Worten aus diesem Grund mit den zuständigen Stellen, wie den Unfallversicherungsträgern, für notwendige Prüfungen und Fortbildungen eine Fristverlängerung vereinbart. „Dies beinhaltet zum Beispiel auch die notwendigen Untersuchungen und Fortbildungen der Rettungstaucher“, sagt Wohlleben. Die Zeit wird jetzt sinnvoll genutzt, um das Material zu warten.

Die organisatorischen Vorbereitungen für die Wachsaison der Wasserwacht-Ortsgruppe Haßfurt im Haßfurter Freibad laufen derweil wie jedes Jahr. „Somit können wir den Wachdienst jederzeit auf Abruf beginnen.“ Sollte das Haßfurter Freizeitbad heuer öffnen, hält sich die Wasserwacht bereit, um – wie üblich – Dienste im Rahmen der Badeaufsicht zu übernehmen.

Ausbildungen und Unterweisungen der Ehrenamtlichen im Zusammenhang mit einem möglichen Einsatz im Rahmen des in Bayern ausgerufenen Katastrophenfalls wurden mithilfe von Onlineplattformen und Videokonferenzen durchgeführt und finden weiterhin statt. Corona hat an den Aufgabenfeldern der BRK-Wasserretter nichts geändert. Die Schnelleinsatzgruppen (SEG) sind für mögliche Wasserrettungseinsätze rund um die Uhr einsatzklar. Im Zuge des Katastrophenfalls leistet die Wasserwacht für den Kreisverband aktuell auch unterstützende administrative Tätigkeiten.

Dass wegen Corona alles momentan etwas anders läuft als sonst üblich, davon spricht auch Johannes Rennert, stellvertretender Vorsitzender der Ortsgruppe Sand/Zeil, die unter anderem für die Betreuung des Sander Baggersees und für die Binnenschifffahrtsstraße Main zuständig ist. Die Wachstationen könnten nicht wie sonst hergerichtet werden. Generell müsse man sehr strategisch bei der Planung vorgehen. „Eine Vorplanung und Absprache, wer was macht, ist nicht ganz einfach. Aber wir stimmen uns mittels Video-Konferenzen ab.“ Das habe den Vorteil, dass man sich wenigstens sieht, auch wenn es nur am Monitor ist.

„Natürlich wäre jetzt auch die Zeit für unsere Schnelleinsatzgruppen, damit diese Einsatzübungen durchführen können“, sagt Rennert. Freilich könne man diese in der jetzigen Zeit nicht durchführen, weshalb auch keine Übungsfahrten mit dem Motorrettungsboot durchgeführt werden.

Wie die Badesaison verlaufen wird und ob die Bürger im Sommer die Seen zum Baden nutzen? Dazu lassen sich nach Worten des stellvertretenden Kreiswasserwacht-Vorsitzenden aktuell noch keine Aussagen machen, da unklar ist, wie lange Ausgangsbeschränkungen gelten und wie das Freizeitverhalten danach mit welchen Auflagen möglich sein wird. „Sicherlich ist das eine besondere Herausforderung, auf die wir uns einstellen müssen“, sagt Rennert. Entsprechende Vorkehrungen werden getroffen, erste Besprechungen dazu würden in den nächsten Tagen beginnen.

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