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Zeugnis bewegender Kirchengeschichte

20. November 2020

Von Wolfgang Aull

Eschenau. Sie ist sicher eines der am schönsten gelegenen Wahrzeichen christlichen Glaubens im Landkreis Haßberge: die „Bergkirche zur Heiligen Dreifaltigkeit“ in Eschenau. Ihre Einweihung jährt sich demnächst, exakt am 30. November zum 300. Mal.

Ein Jubiläum zum Innehalten, – zum Feiern in diesen bedrückenden Tagen sicher nicht.

Es ist vermutlich der exponierten Lage geschuldet, dass der kleine Hügel, am Fuße des Steigerwaldes bei Eschenau gelegen, eine lange Geschichte religiösen Brauchtums in sich birgt. Erst kürzlich wurden Kindergräber freigelegt, die auf die Zeit 900 – 1.000 nach Christus datiert wurden. Die niedergeschriebene Kirchengeschichte beginnt um das Jahr 1450 mit der Feststellung, dass sich hier ein eigenes Gotteshaus mit eigener Pfarrei befand.

Bedeutung bis in die heutige Zeit hinein hatte die Reformation, vollzogen 1530. Sie fand zwar 1630 durch die Vertreibung des evangelischen Pfarrers eine jähe Unterbrechung, doch vom evangelischen Glauben ließen die Bewohner Eschenaus nicht mehr los. Auch als 1650 im Zuge der Gegenreformation sowohl der evangelische Gottesdienst als auch das Glaubensbekenntnis untersagt wurden, war die Überzeugung der Reformierten nicht zu Fall zu bringen. Hausbibeln und Gebetsbücher halfen über die pfarrerlose Zeit hinweg, und endlich, 1701, konnte wieder ein Gottesdienst gefeiert werden. Zunächst in Westheim, und erstmalig nach vielen Jahren 1716 wieder in Eschenau.

In diese Aufbruchsstimmung hinein wurde ein neues Kirchengebäude errichtet, und am 30.November 1720 feierlich eingeweiht, wenngleich das Gotteshaus zu diesem Zeitpunkt weder über Türen noch Fenster verfügte. Einige Jahrzehnte später erlebte die Gemeinde einen Höhepunkt nach dem anderen: 1786 erhielt sie, nach 150 Jahren endlich wieder einen eigenen Pfarrer und somit auch eine eigene Pfarrei, 1817 wurde das Reformationsjubelfest gefeiert, 3 Jahre später mit beachtlicher Musikbegleitung das 100-jährige Bestehen des Kirchengebäudes.

1920, im Jahre des 2. Jahrhundertjubiläums, wurden neue Glocken in Auftrag gegeben – ein Glücksfall, denn man entschied sich für ein Klangstahlgeläute mit 3 Glocken. Dank des Stahls, für Kriegszwecke ungeeignet, überstand es den 2. Weltkrieg schadlos.

Eine große Gebäudesanierung erfolgte 1963 – 1967. Der Dachstuhl wurde erneuert, der Kirchturm ebenfalls, das Buntglasfenster fiel den Sanierungsarbeiten zum Opfer, und das alte Tonnengewölbe, bis dato geprägt von einem blauen Sternenhimmel, nicht unumstritten durch ein neues, hell gestrichenes Gewölbe ersetzt. Die Jahre haben an dem Gebäude genagt, eine weitere Sanierung ist dringend erforderlich: das Dach weist undichte Stellen auf, die Ostwand des Gebäudes hat stark gelitten, der Fußboden ist stellenweise verrottet.

Es passt in die Zeit: die Zahl der Gottesdienstbesucher geht stetig zurück, Gottesdienste wurden in der Coronazeit nach Außen verlegt, die Eigenständigkeit der Kirchengemeinde Eschenau steht auf dem Prüfstand. Nicht einmal das 300-jährige Jubiläum kann gebührend begangen werden.

Doch die Anziehungskraft des Ensembles „Kirche, altes Schulhaus, Friedhof und Brunnen“ ist ungebrochen, und das Interesse der Kirchengemeinde an einer Sanierung ist über jeden Zweifel erhoben. Das Gebäude soll, so die Vorstellung des Kirchenvorstandes, umfangreich renoviert und somit fit für die nächsten Jahrzehnte gemacht werden – möglichst sogar mit einer neuen Orgel!

Denn Eines wird immer wieder deutlich: an Festtagen strömen Gläubige aus der ganzen Diaspora zuhauf auf den Hügel, dann stört es auch nicht, wenn die Sitzplätze nicht ausreichen. Denn die Gottesdienste mit ihrer feierlichen Musik erfüllen die Herzen der Kirchenbesucher noch heute so berührend wie bereits seit 300 Jahren.

Bild: Geburtstagskind in exponierter Lage: die „Bergkirche zur Heiligen Dreifaltigkeit“ in Eschenau. Foto: Wolfgang Aull

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