Allgemein Sailershausen

Der Speierling wird wieder in Sailerhausen heimisch

1. April 2019

Sailershausen. „Es ist ein Zukunftsbaum“, so beschreibt der ehemaliger Schreiner Günter Vogel aus Sailershausen den veredelten Speierlingsbaum-Sämling, von dem der Naturfreund  insgesamt 16 Stück für seine Freunde und Nachbarn bestellt hatte. Der Baum des Jahres 1993 ist eine sehr seltene „Sorbus-Baumart“ wie die Elsbeere und liefert eine Vielzahl an gesunden Inhaltsstoffen. Die Früchte des Speierlings schauen je nach Sorte wie kleine Äpfel oder Birnen aus, sind aber mit der Eberesche verwandt. Schon vor 2000 Jahren wussten die Römer die wertvollen Früchte besonders zu schätzen, weshalb sie die Bäume in der Nähe ihrer Häuser pflanzten. 

In unreifem Zustand sind die Früchte hart und sehr adstringierend, also ein herber Geschmackseindruck aufgrund der Gerbstoffe. Um Mitte September rum fällt das Obst vom Baum. Nach einer Woche Reife wird das hochwertige Fallobst teigig, süß und außergewöhnlich aromatisch. Die Fürchte können beispielsweise zu Mus, Konfitüre oder in Backwaren verarbeitet werden. Auch in der Most-Herstellung besteht Nachfrage für Klärung und geschmackliche Aufwertung. Nicht zu vergessen ist das Destillieren von Obstbrand, aufgrund der raren Fruchtsorte ist der Speierling sowie die Elsbeere einer der teuersten Edelbrände weltweit. Auf dem Holzmarkt nimmt das gelbliche rostbraune Holz mit bis zu 15.000 Euro pro Kubikmeter für hervorragende Furnierstämme einen Spitzenplatz ein. 

 Nach Angaben des Forstwirtschaftsmeister Matthias Hoch aus Rednershof bei Abersfeld sind in und um den Sailershäuser Wald ca. „70 bis 100 Speierlingsbäume, vom jungen Sämling bis zum 120 Jahren alten Stamm zu finden.“ Der besondere Baum braucht als „Einzelgänger“ auch eine besondere Pflege. Lichtmangel aufgrund der wüchsigeren Baumarten erschweren die Vermehrung der Sorbus-Arten, deswegen „muss man die lichthungrigen Speierlinge freistellen, sonst würde der Baum im Bestand untergehen“, so Hoch. Einen warmen Boden bietet der Sailershäuser Wald schon länger, deswegen sind auch immer wieder Professoren und Studenten, beispielsweise von der Göttinger Fachhochschule, vor Ort, um alle Fragen der Arterhaltung und der Nachzucht im Wald zu beantworten. Wenn die Pflege von jungen Beständen unterbleibt, dann haben auch neben Speierling selten gewordene verwandte Arten wie Elsbeere, Wildbirne und Wildapfel schlechte Zukunftsaussichten. Die betroffenen Wälder verlieren somit klimatolerante Arten, die im Zeitalter des Klimawandels dringend benötigt werden, sich aber in der angekündigten Klimaerwärmung aufgrund der wärmen und notwendigen Bodenvoraussetzungen verbreiten und durchsetzen können.

Günter Vogel lernte vor ungefähr 40 Jahren Arno Klappenberger, Enkelsohn des damaligen Försters, im Zuge seines Studiums kennen und wurde somit auf den Speierlingsbaum aufmerksam. Auch Klappenberger aus der Oberpfalz bekommt von Vogel zwei Speierlings-Sämlinge „Sossenheimer Riese“. Vor drei Jahren lernten sich Vogel und der „Veredeler“ Wolfgang Graf von der Bayerischen Landesanstalt für Einbau und Gartenbau aus Veitshöcheim kennen, der die seltene Ware nach Sailershausen lieferte. „Der Baum ist so interessant und wichtig für unser ökologisches System. Und in zehn Jahren können wir uns auch noch auf den ersten und außergewöhnlichen Schnaps freuen“, so Vogel. Die neuen Sämlinge werden überwiegend auf private Obstwiesen eingepflanzt. Im eigenen „Durchschnittsgarten“ kann es irgendwann eng werden, 150 cm Stammdurchmesser ist bei ausgereiften Bäumen keine Seltenheit. Wer mehr Informationen oder sogar auch einen Speierling haben möchte, kann sich gerne bei Günter Vogel unter 0171-8719496 melden. 

 

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