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„Die Lage ist sehr sehr ernst“

21. Oktober 2022

 

Theres. Auf Einladung des hiesigen MdL Steffen Vogel besuchte kürzlich die Vorsitzende des Landtagsausschusses für Wirtschaft, Energie und Digitalisierung, Kerstin Schreyer, zusammen mit den Abgeordneten Benjamin Miskowitsch (Fürstenfeldbruck), Martin Mittag (Coburg) und Alexander König (Hof) die Firma Holzbau Vogel in Obertheres, um sich vor Ort über die Probleme des Mittelstands und des Handwerks zu informieren.

„Die Firma Holzvogel baut mit ca. 45 Arbeitern 15-20 Häuser in Holzbauweise im Jahr“, so stellte der Geschäftsführer Wolfgang Vogel (Anm. d. Redaktion: nicht verwandt mit Steffen Vogel) kurz sein Unternehmen den Abgeordneten vor.

„Die Lage ist sehr sehr ernst“, so der weitere Geschäftsführer Joachim Scheidlein. „Unsere Branche leidet doppelt unter der Inflation: einerseits können sich viele Bauwillige auf Grund der steigenden Zinsen und der Inflation ein Eigenheim nicht mehr leisten, andererseits verhageln uns hohe Kosten und Lieferengpässe bei der Materialbeschaffung die Bilanz. Durch die hohen Preise und die gestiegenen Zinsen könnten sich viele das geplante Haus nicht mehr leisten und stornieren im großen Umfang ihre Bestellungen. „Fürs nächste Jahr sieht es alles andere als rosig aus“, so Vogel weiter. Man kämpfe um jeden Auftrag, um die Mitarbeiter zu beschäftigen Die Geschäftsführer hoben allerdings hervor, dass von Vorteil für die Firma sei, dass der Baustoff Holz nicht so energieintensiv ist, wie konventionelle Baustoffe aus Beton und Ziegel und die Holzpreise sich erfreulicherweise entspannt haben. Trotzdem sei der Blick ins Jahr 2023 sehr ernüchternd.

Die Delegation um Kerstin Schreyer wies auf die geringen Einflussmöglichkeiten der Landespolitik auf die Inflation hin. Ziel müsse es sein, auf Bundesebene die Kosten für Energie sowohl für die Bevölkerung, aber auch für die Betriebe deutlich zu senken, ansonsten schlittern wir in eine echte Rezession, so die Ausschussvorsitzende Schreyer. Auch wolle man den Bauwilligen und der Baubranche helfen Hürden beim Bau zu senken. „Das wäre zum Beispiel im Bereich der langen Genehmigungsverfahren möglich. Auf Grund der langen Genehmigungsverfahren von bis zu einem dreiviertel Jahr sprengen die Baukosten, wenn es dann nach insgesamt 18 Monaten vom ersten Planungsgespräch bis zum Spatenstich los geht, oft das Finanzbudget der Bauherren, so Wolfgang Vogel.

Zwar arbeite man auch mit Preisgleitklauseln, aber am Ende steht dann die Erwartung, dass die Baufirma zumindest einen Teil der gestiegenen Kosten mit zu übernimmt oder der Auftrag vom Bauherren zurück gegeben wird.

In diesem Zusammenhang wies Kerstin Schreyer als ehemalige Bauministerin darauf hin, dass die Staatsregierung deshalb die Möglichkeit des sogenannten „Digitalen Bauantrags“ geschaffen hatte. „Das bedeutet, dass Gemeindebauverwaltung und das Bauamt des Landratsamts gleichzeitig und eben nicht nacheinander die Baupläne prüfen könnten und so zumindest ein paar Wochen in der Baugenehmigungsphase gewonnen werden könnten“. Ab dem Jahr 2023 müssten dann alle Landratsämter die Möglichkeit einräumen, dass die Bauanträge digital eingereicht werden können, so die ehemalige Bauministerin Schreyer.

Ein weiterer Vorschlag, wie Baukosten gesenkt werden sollte, betrifft die Entsorgungskosten, erläuterte Geschäftsführer Joachim Scheidlein. Dieses Problem betreffe sowohl Neubauten, für deren natürlichen Erdaushub mittlerweile hohe Entsorgungskosten aufgerufen werden, als auch die hohen Entsorgungskosten bei Sanierungsarbeiten von Altbauten, so Scheidlein. Insbesondere in der Frage, ob ein Bodengutachten immer zwingend vorgeschrieben sein muss, stellten die Abgeordneten in Aussicht, die Regelungen auf den Prüfstand zu stellen. Alle Beteiligten waren sich einig, dass die Wirtschaft am Scheideweg steht und bei fehlender staatlicher Unterstützung viele Betriebe Mitarbeiter entlassen werden, bis hin zu Betriebsschließungen. Deshalb müsse entschlossen gehandelt werden, so die CSU-Landtagsabgeordneten einmütig.

Im Bild: Die Mitglieder der Delegation des Wirtschaftsausschusses mit Vorsitzenden Kerstein Schreyer (Mitte), dem örtlichen Stimmkreisabgeordneten Steffen Vogel (3.v.l.), Alexander König aus Hof (2.v.l.), Martin Mittag aus Coburg (3.v.r.) und Benjamin Miskowitsch aus Fürstenfeldbruck (links) zusammen mit der Geschäftsführung der Firma Holzvogel Sabine Tremel (Assistentin der Geschäftsführung), Jonas Vogel (Junior Geschäftsführer, 5.v.r.) und den Geschäfstführern Wolfgang Vogel (4.v.r.) und Joachim Scheidlein (2.v.r.). Foto: Markus Mehlhorn

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