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Drohne mit Wärmebildkamera soll Rehkitze retten

15. Mai 2020

Von Günther Geiling.

Haßbergkreis. Jedes Frühjahr tritt das gleiche Problem auf. Tausende von Rehkitze fallen Schneidwerken oder Mähmaschinen auf den Wiesen zum Opfer. Eine neue Methode soll nun auch im Landkreis Haßberge dazu führen, dass mehr Tiere gerettet werden. Hier startet die „Tierschutzinitiative Haßberge e.V“ ein Pilotprojekt und will mit einem hochwertigen Multikopter mit Wärmebildkamera möglichst viele Rehkitze vor diesem grausamen Tod retten, aber auch den Landwirten dieses einschneidende Erlebnis ersparen.

„Wir hatten eine solche Aktion schon immer im Hinterkopf, aber dazu brauche man Geld“, betonte die Vorsitzende der Tierschutzinitiative Haßberge Britta Merkel. Bisherige Methoden, die Tiere vor dem grausamen Tod zu retten, waren nur teilweise erfolgreich und auch sehr personalintensiv. Für den Vorsitzenden der Jagdgruppe Ebern, Helmut Sieghörtner, ist es immer entscheidend, dass der Grundstückseigentümer rechtzeitig vor der Mahd mit dem Jagdpächter in Verbindung tritt und mit ihm den Zeitpunkt des Mähens abspricht. „Wenn es allerdings jemand von sich aus anbietet, die Rettung von Tieren aus der Luft noch erfolgversprechender zu ermöglichen, dann ist das eine wunderbare Sache.“

BBV-Kreisobmann Klaus Merkel bestätigt ebenso, dass hier die Landwirte viel Verantwortung zeigen und oft mit den Jagdpächtern die Felder ablaufen. Bei Wiesenbrütern würden die Stellen dann sogar markiert und lasse man Stellen unberührt. Wenn man hier mit Wärmbildkameras noch bessere Ergebnisse erziele, dann könne man dies nur begrüßen.

Die Tierschutzinitiative Haßberge kann sich glücklich schätzen, dass sie in ihren Reihen Mitglieder hat, allen voran Matthias und Yvonne Jung aus Limbach und zwei weitere „Co-Piloten“, die zukünftig mittels Drohnen das Leben von Rehkitzen retten wollen. Als „Pilotprojekt“ hat Biobauer Josef Schierling aus Oberschwappach seine Felder und Wiesen bereitgestellt, um hier entsprechende Erfahrungen zu sammeln.

Regelrechte Begeisterung spürt man bei Matthias Jung, als er mit wenigen Handgriffen die professionelle Ausrüstung aus Multikopter mit hochauflösender Wärmebildkamera zusammenbaut. Sie ist mit Hightech ausgestattet wie einem Flutlicht, Lautsprecher und Mikrofon (sogar für Personensuche), kann 3D-Bilder zeigen, hat Zoom und kann Videos aufzeichnen.

„Mit der großen Drohne fliegen wir auf einer Höhe von ca. 70 m über das Feld oder die Wiese, die wir mit den entsprechenden Koordinatenangaben des Landwirts ins System eingeben. Die Drohne errechnet dann von sich aus, wo und wie sie das Feld einscannt. Von unten muss ich also nur noch den Startknopf drücken“, erläutert Drohnenpilot Matthias Jung noch den Flug und schon steigt die Drohne hoch und kann sich mit einer Geschwindigkeit bis zu 100 km/h durch die Luft bewegen.

Diese große Drohne kann dann bei Wärmeerkennung aus dem Stand ohne Bewegung ein Bild in „Kinoqualität“ von einer Fläche von 60 x4o Metern und damit von 2400 qm aufnehmen. Bis zu 10 000 qm sucht eine solche Drohne in 5 Minuten ab und kann an einem Tag viele Hektar absuchen. „Eine Akkuladung reicht für 20 Minuten oder ca. 5-6 Hektar. Aber wir haben 7 aufgeladene Akkus im Gepäck. Zum Glück haben wir eine kleinere zweite Drohnenkamera, die in einer Höhe von 20 m eingesetzt wird und mit welcher der Co-Pilot diese ausgemachte Stelle übernimmt. Die genauen Daten erhalten auch noch die Läufer, Helfer oder der Landwirt über eine Smart-Watch-Uhr am Unterarm“, beschreibt Matthias Jung die Arbeit der Suche mit den Drohnen.

„Wird das Kitz dann von den Läufern gesichtet, ist es äußerst wichtig, es mit viel Gras in den Händen hochzuheben, damit es keinen menschlichen Geruch aufnimmt. Sonst würden sie von dem Muttertiere verstoßen oder von Fressfeinden entdeckt. In Kartons oder einem Sack sollten die jungen Tiere dann an den Wiesenrand getragen und umgehend nach den Mäharbeiten wieder an der Fundstelle freigelassen werden.“

Für die Wärmebildkamera und gute Ergebnisse bietet ein entsprechender Zeitrahmen die besten Bilder und das wäre in der Frühe von 5 bis 8 Uhr, der sogenannten „bürgerlichen Dämmerung“. „Zu dieser Zeit ist das Feld oder die Wiese noch kühl und davon setzt sich die Wärme des Tieres am besten ab. Später bei Aufwärmung der Wiese – vor allem im Sommer – wäre der Kontrast eben nicht mehr so deutlich.“

Wie Matthias Jung versicherte, habe bei den Probeläufen alles bestens geklappt und man wäre bereit, diese Aktion den Landwirten, Jagdpächtern und Jägern kreisweit anzubieten. Natürlich sei dies für die Tierschutzinitiative nicht ganz günstig, denn die Investition komme auf über 10 000 Euro. Man hoffe deswegen auch auf Unterstützung bei Tierfreunden und würde sich beim Einsatz auch über eine kleine Spende freuen. Die Vorsitzende der Tierschutzinitiative Haßberge, Vorsitzende Britta Merkel, sprach von einer „tollen Geschichte, mit der wir hoffentlich viele Rehkitze vor dem Tod oder schlimmen Verletzungen retten können“. Interessierte Jäger und Landwirte könnten sich bei Interesse am Einsatz der Wärmebildkamera und der Drohne unter Tel. 09529/9519450 oder e-mail: info@tierschutzinitiative-hassberge.de wenden.

 

Bild: Günther Geiling

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