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Stadträtin Stefanie Schilling über ihre Eindrücke der letzten Jahre als politischer Neuling – „Ich bin über die Jahre gewachsen!“

28. Februar 2020

Haßfurt. Der Name Schilling ist seit Jahren fest mit der Haßfurter Lokalpolitik verwurzelt. Petra Schilling war jahrelang im Haßfurter Stadtrat tätig, ihr Sohn Sebastian leitete von 2014 bis 2019 das Büro von MdL Steffen Vogel, ist Ortsvorsitzender der CSU Unterhohenried und seit 10 Jahren Mitglied im CSU-Kreisvorstand. Komplettiert wird das politische Trio von Stefanie Schilling. 2014 zog diese als kompletter Neuling direkt in den Haßfurter Stadtrat ein und kandidiert auch 2020 wieder für dieses Amt.

„Ich bin in einer sehr politisch engagierten Familie aufgewachsen. Politik war bei uns schon immer ein großes Thema. Besonders spannend fand ich es, wenn meine Mutter über den Stadtrat erzählt hat. Als mich dann die Junge Liste fragte, ob ich mich aufstellen lassen möchte, musste ich nicht lange nachdenken“, so Stefanie Schilling.

Dass es aber dann schon gleich beim ersten Versuch klappte, damit rechnete die zweifache Mutter nicht. „Auf Platz 5 der Jungen Liste waren meine Chancen eigentlich nicht wirklich groß. Umso mehr freute ich mich, als es dann tatsächlich geklappt hat.“ Mit Ihren familienpolitischen Schwerpunkten hatte die heute 39-jährige voll ins Schwarze getroffen. „Ich wollte die Innenstadt kinderfreundlicher machen, einen Stadtstrand oder auch Naherholungszonen am Mainufer schaffen. Haßfurt einfach attraktiver für junge Familien gestalten.“

Als dann der Einzug in den Stadtrat stattfand, hatte sich das Stefanie Schilling dennoch ein wenig anders vorgestellt. „Es hat anfangs etwas Zeit benötigt, bis man die ganzen Prozesse versteht, die Abläufe kennt und sich in die Strukturen der Stadtverwaltung einfindet. Ich habe recht schnell gemerkt, dass selbst kleinere Umsetzungen wie z.B. das Aufstellen einer Sitzgruppe am Kinderspielplatz dann schon etwas aufwendiger wären als vielleicht vermutet. Inzwischen weiß ich aber, wie man das ein oder andere etwas beschleunigen kann.“

Die Zusammenarbeit im Stadtrat sei dennoch nicht immer leicht, kommen hier doch unterschiedliche Charaktere und Vorstellungen aus unterschiedlichen Parteien zusammen. „Klar gibt es hier Meinungsverschiedenheiten, die mitunter auch mal hitziger werden. Dies findet dann aber meist alles im nichtöffentlichen Teil statt. Doch bisher hat man immer einen Konsens finden können, sodass die Beschlüsse fast immer einstimmig gefasst werden. Im öffentlichen Teil sieht es deshalb manchmal so aus, als würden alle kaum etwas sagen und nur alles abnicken.“

Nach sechs Jahren ist Stefanie Schilling längst im Stadtrat angekommen. Sie hinterfragt kritisch und macht den Mund auf, wenn dies aus ihrer Sicht nötig ist. „Ich habe auch mal eine andere Meinung als meine Fraktion und stehe dafür ein. Ich bin über die Jahre hineingewachsen und hoffe nun, dass mir die Wähler die Chance geben, dies in den kommenden sechs Jahren weiterhin im Stadtrat zu tun.“

Reinwachsen ist nämlich auch genau „ihr Ding“, blickt man einmal auf den beruflichen Werdegang. Nach einem erfolgreichen Examen als Krankenschwester und der Geburt der beiden Töchter arbeitete sie im Qualitätsmanagement am Krankenhaus in Haßfurt. 2013 folgte die Weiterbildung zur Kodierfachkraft und der Wechsel ins Medizincontrolling, später als Teamleiterin. Im März 2020 wird sie dann den Leadership im Gesundheitswesen an der Hochschule Ansbach abschließen. „All diese Erfahrungen helfen mir nicht nur bei meiner täglichen Arbeit, sondern auch im Stadtrat.“

Doch wie lässt sich das alles mit dem Familienleben vereinbaren? „Ich habe zwei tolle Töchter (Anm. D. Redaktion: Louisa, 16 Jahre und Mia, 12 Jahre) die sehr selbständig und gut organisiert sind. Zudem wohnen wir in einem Mehrgenerationenhaus mit tollem Familienzusammenhalt. So haben meine Kinder mittags immer etwas warmes auf dem Tisch und nachmittags bin ich dann für sie da. Sollte es abends einmal aufgrund einer Sitzung im Stadtrat eng werden, sind Oma und Opa gerne als Fahrdienst für Lousa und Mia da. Aber natürlich erfordert alles ein gewisses Maß an Planung und Organisation. Dies bekommen wir jedoch als Familie bisher sehr gut hin.“

Dennoch ist der Aufwand nicht zu unterschätzen. Im Schnitt stehen pro Jahr zehn bis zwölf Stadtratssitzungen sowie weitere Ausschuss- und Fraktionssitzungen an. Für viele dieser Termine ist eine gewissenhafte Vorbereitung nötig. Doch woher nimmt man die Kenntnisse, um eine entsprechend kompetente Entscheidung zu treffen? Immerhin geht es im Stadtrat um recht vielfältige Themengebiete. Sich auf jedem Gebiet auszukennen scheint da fast schon unmöglich. „Davor hatte ich anfangs auch etwas Respekt. Zuallererst ist es wichtig einen normalen Menschenverstand zu haben sowie ein gutes Bauchgefühl. Jeder Stadtrat hat auf unterschiedlichen Gebieten seine Stärken, die er einbringen kann. Deswegen ist eine gute Mischung ja so wichtig. Eine Unterstützung untereinander ist aber immer gegeben. Bei weiteren Unklarheiten steht einem die komplette Stadtverwaltung für Fragen zur Verfügung. Somit obliegt es jedem Stadtrat, wie intensiv er sich mit welchen Themen beschäftigt.“

Es klingt, als gäbe es deutlich angenehmere Freizeitbeschäftigungen als die einer Stadträtin. Doch Stefanie Schilling ist mit großer Freude dabei, da ihr dies auch einiges zurückgibt. „Ich kann mitwirken, Haßfurt noch attraktiver zu machen. Haßfurt hat sich in den letzten Jahren gut entwickelt. Ich durfte bei der Bahnhofsgestaltung als ausgewähltes Mitglied teilnehmen. Auch das wir jetzt das LOKWERK haben, begrüße ich sehr und habe dies unterstützt. Auf den neuen Stadtstrand freue ich mich sehr. Dennoch müssen wir noch die Unterversorgung mit schnellem Internet unbedingt angehen und den Mobilfunkempfang in einigen Teilen des Stadtgebietes verbessern. In den Ortsteilen müssen wir mit weiteren Baugebieten aktiv werden, damit die bauwilligen Familien die Möglichkeit haben, sich in ihren Heimatdörfern niederzulassen. Wir müssen den demographischen Wandel im Auge behalten und auch die Mobilität der älteren Generationen berücksichtigen, da es keine kleineren Läden mehr in den Ortsteilen gibt.“ Und auch das Gastronomieangebot und die Übernachtungsmöglickeiten müsse man noch verbessern. Haßfurt hätte viele Stärken, die es hervorzuheben und auszubauen gelte. Die Gesundheitsversorgung vor Ort wäre gut und das Kulturprogramm ansprechend. Auch als Schulstandort könne Haßfurt glänzen, ja sogar mit einer Waldorfschule und künftig auch mit einer Hochschulaußenstelle.

Doch Stefanie Schilling hat noch einige Ideen, die sie gerne in Zukunft verwirklichen möchte. Daher stellt sie sich im März zur Wahl für den Haßfurter Stadtrat. „Warum? Einfach um da weiterzumachen, wo ich aufgehört habe!“

Bild: Stefanie Schilling möchte auch künftig im Stadtrat die Kreisstadt mitentwickeln. Foto: Rene Ruprecht

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