Allgemein Gedichte

Verkehr kann man auch mit „t“ schreiben

24. Januar 2019

Glosse von Jochen Bopp

Es ist ja schon verdammt lange her, dass ich meinen Führerschein gemacht habe. Bei Ihnen könnte es vermutlich auch so sein. Da wird dann vieles zur Routine. Schauen Sie beim Auto- oder Fahrradfahren zum Beispiel überhaupt noch auf Schilder? Ich nicht. Kenn‘ mich doch aus. Zumindest in einer Kleinstadt.

Ich weiß jetzt nicht, wie es in anderen Städten und Gemeinden des Landkreises Haßberge ist. Aber in der Kreisstadt Haßfurt ist das schon ein lustiges Schildchen-Wirrwarr. Da hat mich jüngst ein guter Bekannter darauf aufmerksam gemacht und ich habe mal die Augen draufgehalten.
Fährt man auf der Hofheimer Straße zum Krankenhaus, dann steht das Einfahrtschild genau dort, wo gegenüber die Einbahnausfahrt ist und keiner reinfahren darf. Dabei ist die Einfahrt rund 70 Meter weiter oben nahe Lidl. Oder: Wer am Bahnhof (Richtung Post) vorbeifährt, sieht an der Kurve ein großes Parkhinweisschild mit Abbiegepfeil und Hinweis 50 m. Wer dem genau folgt, landet prompt in der Promenade oder verirrt sich in die Schlesingerstraße. Dabei ist der große Parkplatz genau hinter dem Schild an der ehemaligen Güterhalle.
Wehe, Sie fahren beim Aldi in die Zeiler Straße und sind schneller als 50 km/h. Dort, vor der Einfahrt, steht nämlich ein Schild „Haßfurt“, also Ortsbeginn. Dabei gibt es auf der Zeiler Straße sogar Ampelhinweise, mit 70 km/h zu fahren, um eine grüne Ampel-Welle zu haben. Man hat offensichtlich vergessen, das Schild „Haßfurt“ mit einem Querstrich zu versehen, weil der Ortsbeginn erst viel weiter westlich ist. Bleiben wir mal da draußen im Handelszentrum Godelstadt. Wer von da die Zeiler Straße Richtung Haßfurter Tagblatt kreuzen will, muss sich links einordnen. Ungewöhnlich. Üblich ist die Einordnung in Fahrtrichtung geradeaus stets auf der rechten Spur. Ordnet man sich aber so ein und fährt trotzdem geradeaus, dann kann’s krachen. Na bravo.

Es gibt noch x andere Stellen, an denen dem Verkehrsteilnehmer bloß nicht geraten werden sollte, erst die StVO (Straßenverkehrsordnung) mit den hunderten Paragrafen durchzulesen ehe er sich bewegt. Denn wenn er dabei von der Polizei ertappt wird, könnte er womöglich sofort ins Demenz-Zentrum abgeschoben werden.
Über den sogenannten „Brötchen-Parkschein“ (gibt’s noch nicht, aber es wird abkassiert) will ich gar nicht groß diskutieren. Aber am witzigsten ist die Geschichte für Radfahrer. Da gibt’s doch die Rad- und Fußwegunterführung am Sylbacher Ring. Und von da kann man auf dem gemeinsamen Bordstein links der Hofheimer Straße schön angenehm hinunter rollen, vorbei am Lidl-Parkplatz und dem Staatsstraßen-Übergang mit Mittelinsel. Einige Meter nach dem Lidl steht plötzlich ein Schild „Radweg Ende“. Dem Radler bleibt also – rein theoretisch bzw. gesetzlich – nichts anderes übrig als vom Bike abzusteigen und es zu schieben. Er könnte natürlich auch über die Hofheimer Straße queren und auf der rechten Seite weiterfahren – aber ohne Übergang (der ist schon vorbei) und Bordsteinabsenkung.
Doch das wäre absolut deppert. Zum einen, weil den Berg hoch schnaufende Radfahrer den kaum schmäler gewordenen Gehweg auch benutzen können, und zum anderen, weil nur rund 50 Meter weiter nach dem „Ende“ nach links ein gemeinsamer Fuß- und Radwegpfad in die Martin-Luther-Straße abzweigt, wo locker ohne viel Verkehr in voller Breite zur Innenstadt geradelt werden kann.
Dass sich da seit zig Jahren nichts geändert hat, ist schon mehr als seltsam. Oder? Hat Haßfurt einen besonderen Dialekt? Schreibt man „Verkehr“ mit „t“ am Schluss?

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