Sport

„Die Jungs müssen wollen und mitziehen!“

7. September 2018

Von anpfiff.info-Reporter Marco Heumann
 
Haßfurt. Nach zwei Spielen als Trainer des TV Haßfurt hat Mario Hess mit seinem Team in der Kreisklasse 3 vier Punkte geholt. Am Samstag gilt es diese Bilanz auszubauen. Kein einfaches Unterfangen. Schließlich geht es im Derby zum Höreder Herbstfest nicht nur gegen den Lokalrivalen Spfr. Unterhohenried, sondern auch gegen den noch ungeschlagenen Tabellenführer.

Wenn Mario Hess am Samstag in Unterhohenried auf der Trainerbank des TV Haßfurt Platz nimmt, dann liegt das auch an Andrea! Die ist seit mehr als zehn Jahren mit dem neuen Coach der Eichelseekicker verheiratet und lernte ihn dabei erst als Spieler, dann als Trainer und zuletzt zwei Jahre lang mehr oder minder im fußballerischen Ruhestand kennen.
 
„Sie hat mir gut zugeredet und gesagt, dass ich es machen soll“, erklärt der 41-Jährige im Gespräch mit anpfiff.info. „Ich habe mir die Entscheidung sicher nicht leicht gemacht!“ Denn eigentlich wollte Mario Hess, nachdem er in der vergangenen Runde noch ein wenig die Reserve des TV gecoacht hatte, fußballerisch noch kürzer treten. „Ich wollte keine Erste mehr übernehmen“, macht er klar, dass das Kapitel Trainer im Herrenbereich an sich abgeschlossen war. Als es dann die ersten vorsichtigen Anfragen aus den Reihen der Verantwortlichen des Kreisklassisten gab, „habe ich das Für und Wider abgewogen“. Das Pendel schlug aber eher Richtung „Nein“ aus. Bis zum Samstag vor zwei Wochen.
 
Da entschied man sich beim TV Haßfurt, die Trennung von Stefan Werb, nach dem Abstieg in der vergangenen Runde und vier Spielen ohne Sieg in der neuen Saison, zu vollziehen. Und plötzlich musste alles sehr schnell gehen. „Ich bekam einen Anruf, dass ich schon am Sonntag übernehmen soll.“ Nach dem Zuspruch und dem Go seiner Andrea sagte Mario Hess ja. Die Rückkehr auf die Bank nach mehr als zwei Jahren. Damals war der Prappacher nach zweieinhalb Jahren und dem knapp verpassten Aufstieg in die Kreisliga beim SV Sylbach verabschiedet worden, obwohl sein Vertrag eigentlich schon verlängert worden war.
 
„Das ist eine richtig spannende Aufgabe“, blickt er auf die neue Herausforderung beim TV Haßfurt. Mehr als 20 Akteure haben den Verein in den vergangenen beiden Jahren verlassen. Ein gewaltiger Aderlass. Geblieben ist ein Kader, der fast ausschließlich aus Eigengewächsen besteht und ein Durchschnittsalter von gerade einmal 20 Lenzen hat. „Wir haben viele junge Spieler, denen man gut etwas beibringen kann“, findet Mario Hess und nennt die für ihn wichtigste Voraussetzung für eine gute Zusammenarbeit zwischen Team und Trainer. „Die Jungs müssen aber auch wollen und mitziehen.“ Ein in der heutigen Zeit nicht mehr selbstverständlicher Charakterzug, den die TV-Spieler aber bisher zeigen. „Bis jetzt macht es richtig Spaß, mit den Jungs zu arbeiten“, stellt der Rückkehrer seinem neuen Team ein gutes Zwischenzeugnis aus, gibt aber auch zu, „dass der Trainerjob schon anstrengend ist, weil viel Zeit auf der Strecke bleibt“.
 
Die Trainingsbeteiligung liegt bei im Schnitt 16 Mann, auch wenn der neue Coach aktuell dreimal in der Woche auf den Platz bittet. Gemeinsam mit der A-Jugend finden sich dann dort bis zu 25 Akteure. „Da kannst du natürlich sehr gut arbeiten.“ Auf Dauer etwas erreichen könne man aber nur, wenn die Aufbruchstimmung anhält und die Einstellung weiter passt. „Sonst ist es nämlich völlig egal, wer draußen an der Linie steht. Wenn die Spieler nicht wollen, dann kann auch ein Jupp Heynckes nichts ausrichten!“
 
Seine Hauptaufgabe sieht Mario Hess momentan darin, der Mannschaft nach den vielen Niederlagen wieder neues Selbstvertrauen und den Glauben an das eigene Können zu geben. Zwei Ziele, für die das 1:0 in Unterschleichach, das es im Spiel eins nach Stefan Werb gab, mehr als hilfreich war. „Auch wenn es spielerisch von unserer Seite sicherlich kein Leckerbissen war, haben wir gezeigt, dass wir bereit sind, für Erfolge zu kämpfen“, blickt der 41-Jährige auf seinen Einstand zurück, macht aber klar, dass sein Anteil am Sensationsdreier beim großen Titelfavoriten eher gering war. „Ich habe nur angegeben, dass wir hinten kompakt stehen müssen, den Rest hat die Mannschaft ganz allein geschafft“, lobt er das Team für die Reaktion auf den Trainerwechsel.
 
Komplett mitgenommen werden konnte der Schwung des Sieges aber nicht. Eine Woche später gab es gegen Aufsteiger TSV Knetzgau 2, der zuvor eher Kanonenfutter war, nur ein 1:1. „Hauptsache wir haben nicht verloren. Das ist in unserer Lage eminent wichtig“, analysiert Mario Hess die Partie, bei der er nach dem Ausgleich in der Schlussphase erkennen musste, „dass die Köpfe schon wieder nach unten gingen“. Dabei wussten seine Jungs zuvor durchaus zu überzeugen. „Nur leider haben wir aus vier oder fünf Großchancen nur ein Tor gemacht und Knetzgau hat dafür nur eine halbe Gelegenheit gebraucht.“
 
Deswegen stehen die Eichelseekicker vor dem Derby am Wochenende weiter unter Zugzwang. Will man aus dem Keller der Kreisklasse 3 heraus, braucht man Siege. Auch beim Tabellenführer. „Wenn ich vor dieser Partie noch viel erzählen müsste, dann wären die Jungs auf dem Sportplatz falsch aufgehoben“, blickt er auf das Duell mit den Spfr. Unterhohenried, das, wegen des Herbstfestes im Haßfurter Stadtteil, schon am Samstag ausgetragen wird.
 
An sein letztes Aufeinandertreffen mit dem Rivalen hat Mario Hess übrigens recht gute Erinnerungen. In seinem – vom Relegationsspiel gegen die SG Eltmann (0:2) einmal abgesehen – letzten Auftritt als Trainer beim SV Sylbach, gab es im Nassachtal-Derby einen klaren 5:0-Sieg.

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